Kultur

Mariss Jansons: "Das ist schon fast etwas Heiliges"

2006 gab er sein umjubeltes Debüt, 2012 stand er nicht minder erfolgreich wieder am Pult, 2016 folgt der dritte Streich. Doch von Routine kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. "Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist für jeden Künstler, für jeden Dirigenten etwas ganz Besonderes. Das ist fast schon etwas Heiliges", so Mariss Jansons bei der Programmpräsentation. Denn, so der lettische Stardirigent: "Der Druck ist sehr groß, man hat eine große Verantwortung gegenüber den Musikern, dem Publikum und vor allem gegenüber der Musik. Wir wollen die bestmögliche Qualität schaffen."

800 Hörproben

Das dies ein hartes Stück Arbeit ist, weiß auch Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer. Ein Jahr lang haben Großbauer und Jansons "in sehr emotionaler und amikaler Atmosphäre" am Programm für den 1. Jänner 2016 gebastelt; an die 800 Werke hat Jansons an seinen freien Tagen gehört. Großbauer: "Und vom allerersten Entwurf hat es dann nur ein Stück tatsächlich ins Programm geschafft." Und dieses richtet den Fokus selbstverständlich auf die Musik der Strauß-Dynastie, bringt aber auch einige Neuigkeiten (siehe Kasten). Jansons: "Jetzt ist das Programm neu, frisch und in einer schönen musikalischen Balance." Besonders freut sich Jansons, das auch die Wiener Sängerknaben mitwirken werden.

50 Millionen Menschen

Zum 58. Mal ist der ORF live beim dann 76. Neujahrskonzert mit dabei. Übertragen wird in mehr als 90 Länder; erstmals kommen Brasilien, Pakistan und Vietnam in den Genuss des "größten Klassik-Konzerts der Welt", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. An die 50 Millionen Menschen werden vor den Bildschirmen erwartet. Der Vertrag zwischen dem ORF, der EBU (European Broadcasting Union) und den Wiener Philharmonikern für zukünftige Übertragungen wurde soeben bis 2022 verlängert und inkludiert auch das Sommernachtskonzert aus Schönbrunn.

15 Kameras werden am 1. Jänner im Einsatz sein; Regie führt zum dritten Mal Michael Beyer. Barbara Rett moderiert. Die Balletteinlagen wurden bereits im September in und vor Schloss Schönbrunn bzw. in der ehemaligen Kaiserloge in der Freudenau im Wiener Prater gedreht. Für die Choreografie ist Jiří Bubeníček zuständig, für die Kostüme Emma Ryott. Es tanzen Solistinnen und Solisten des Wiener Staatsballetts.

Im Saal selbst sind diese Einlagen natürlich nicht zu sehen; dafür wird diesmal angesichts des weltweiten Terrors die Sicherheit besonders groß geschrieben. Großbauer: "Wir sind in ständigem Kontakt mit dem Innenministerium und machen unsere Hausaufgaben." Angst müssen die Besucher nicht haben, unterstrich Großbauer. Und sicher ist, dass die Wiener Philharmoniker 100.000 Euro aus den Einnahmen der Voraufführungen für karitative Zwecke spenden.

Fernsehen: ORF 2 startet am 1. Jänner einen Programmschwerpunkt zum Thema. Um 9.05 Uhr ist die Doku „Mariss Jansons – Musik ist die Sprache von Herz und Seele“ zu sehen. Um 10.50 Uhr folgt die Reportage „Auftakt zum Neujahrskonzert“ mit einem Blick hinter die Kulissen. Der obligate Pausenfilm (ca. 11.50 Uhr) heißt diesmal „Zauberhaftes Salzburg – 200 Jahre bei Österreich“ und stammt von Ernst Grandits sowie Georg Riha.

Premieren: Einige der beim Neujahrskonzert gespielten Werke waren zuvor noch nie in diesem Rahmen zu hören. Etwa der „UNO-Marsch“ von Robert Stolz, mit dem an den 70. Jahrestag der ersten UN-Vollversammlung erinnert wird. Neu ist auch „España“ des „französischen Johann Strauß“, Emile Waldteufel. Mit den Polkas „Mit Extrapost“ und „Außer Rand und Band“ gedenken die Philharmoniker des 100. Todestages von Eduard Strauß.