"Live im SK1" mit Benny Hörtnagl: "Fernsehen zum Lauterdrehen"
Von Marco Weise
Der ORF lässt heute, Dienstag, um 23.10 Uhr mit „Live im SK1“ einen Testballon steigen. Im Rahmen der Programmschiene „Die.Nacht“ versuchen es die Programmverantwortlichen am Küniglberg wieder einmal mit Musik. Gut so. Stellt sich nur noch die Frage: Wie lange? Denn der letzte Versuch, popkulturelle Themen in den Mittelpunkt einer Sendung zu rücken, wurde nach kurzer Zeit – wie so vieles andere in der „Die.Nacht“ auch – sang- und klanglos eingestellt.
Die Sendung hieß „Music Night“ und wurde im Zeitraum zwischen 2007 und 2008 in unregelmäßigen Wochenabständen zu Mitternacht ausgestrahlt. Nach sieben Folgen war aber wieder Schluss für den Moderator und Ö3-Musikexperten Benny Hörtnagl, der nun neuerlich eine Chance bekommt.
KURIER: Die Musiksendung „Music Night“ wurde bald wieder eingestellt. Nun bekommen Sie eine neue Chance. Warum sollte es diesmal klappen?
Benny Hörtnagl: Die „Music Night“ hat konzeptionell mit „Live im SK1“ wenig zu tun, außer, dass ich involviert bin. Bei „Live im SK1“ stellen wir österreichische Musiker und Musikerinnen in den Mittelpunkt. Es geht um die Leidenschaft, das Handwerk des Musikmachens; um die Menschen und Geschichten dahinter. Es geht um Fernsehen zum Lauterdrehen und Musik zum Anschauen.
Seit Wandas „Amore“ (2014) und Bilderbuchs „Schick Schock“ (2015) erlebt die österreichische Musikszene einen Höhenflug, der mittlerweile seit sechs Jahren anhält. Aber erst jetzt startet der ORF eine Sendung, die sich damit auseinandersetzt. Ist es dafür nicht etwas spät?
Dafür ist es nie zu spät. Die Geschichte der Popmusik in Österreich kann man ständig neu entdecken, beleuchten und erzählen. In den letzten Jahren hat sich zudem viel entwickelt. Der künstlerische Istzustand ist sehr gut, die Szene ist lebendig und selbstbewusst. Auch jetzt, in einer Zeit, in der es für viele sehr schwierig ist, entwickelt sich viel weiter. Das versuche ich in der Sendung auch herzuzeigen.
Die Sendezeit nach 23 Uhr gilt als schwierig. Wie stehen die Chancen, dass die Sendung fortgesetzt wird?
Natürlich wünsche ich mir eine Fortsetzung, das ist kein Geheimnis. Vor allem für viele großartige österreichische Musiker, die ich noch herzeigen möchte – es würden sich noch einige Staffeln ausgehen. Aber diese Entscheidung treffe nicht ich. Momentan beschäftige ich mich mit den aktuellen Folgen und will den Scheinwerfer auf die erste Staffel und die Acts richten. Ich bin der Meinung, dass die Sendung in der Dienstag-Nacht gut platziert ist. Außerdem wird es jede Sendung sieben Tage lang in der TVthek zum Nachsehen geben.
Warum ist Popmusik und Popkultur im ORF-Fernsehen so unterrepräsentiert?
Spannende Frage und Diskussion, da würde zuerst noch die Frage kommen, ob sie das wirklich in der Gesamtheit des ORF mit all seinen Kanälen und Angeboten ist? Ich persönlich verstehe es seit Jahren als eine meiner Aufgaben, Popmusik und Popkultur zu präsentieren. Ich mache das, durch meine Arbeit bei Ö3, natürlich vor allem im Radio.
Wann wurden die Folgen aufgezeichnet?
Vor Corona. Mitte Februar haben wir innerhalb einer guten Woche alle sechs Folgen aufgenommen. Die Ausstrahlung wurde dann coronabedingt verschoben. Ursprünglich war die Sendung für April geplant.
Nach welchen Kriterien wurden die Gäste ausgewählt?
Mir war wichtig, dass die Vielfalt der österreichischen Popkultur gezeigt wird und es nicht nur auf die Größe des Acts ankommt. Ich denke, dass diese Bandbreite von jung bis alt, von Star bis Nachwuchshoffnung gut widergespiegelt wird. Da einige Wunschgäste schlichtweg keine Zeit hatten, auf Tour oder im Studio waren, hat sich das Line-up dann auch fast von selbst ergeben.
Live im SK1: Rainhard Fendrich macht heute, Dienstag, in ORF1 um 23.10 Uhr den Auftakt. Er spielt mit seiner Band u. a. den Klassiker „Vü schöner is des G’fühl“
Weitere Termine und Gäste:
22. September: Voodoo Jürgens 29. September: Avec
6. Oktober: Seiler und Speer
13. Oktober: Oehl
20. Oktober: Wanda