Kultur

Letzte Premiere: Eine Badewanne fürs Volkstheater

Österreichische Kurzstücke von Klassikern wie Wolfgang Bauer bis zu Uraufführungen von jungen Autoren wie Gerhild Steinbruch. Eine schöne Idee zum Abschluss der zehnjährigen Ära Schottenberg, der kommende Saison an Anna Badora übergibt.

Die Umsetzung konnte nicht durchgehend überzeugen. Der 100-minütige Abend hatte Hochs (Bernhard und Handke) und Tiefs, was Texte, Regie und das Ensemble betrifft. Warum man Elfriede Gerstls Einakter "in der stehbar quickie" ausgegraben und dann so inszeniert hat, bleibt ein Rätsel.

Gelungen war die Anfangsüberraschung: Die Besucher wurden nicht in den Zuschauerraum, sondern hinter die Bühne geführt, wo sie auf der Drehbühne Platz nahmen. Ein Gag, den Schottenberg schon in der Vergangenheit gerne bei Pressekonferenzen vorführte. Wolfgang Bauers Wagner-Verballhornung wurde dann im Zuschauerraum und auf den Rängen gespielt, nett.

Stückerln spielen

Die Stückerln, die die technische Ausstattung und der Schnürboden zu spielen imstande gewesen wären, kommen im Lauf des Abends zu kurz. Ein, zwei Mal verschwinden Ensemblemitglieder mit dem Bühnenaufzug in die Tiefe – etwa im schlauen Kurzstück "Versprechen für die Zukunft" von Thomas Arzt. Und in Peter Handkes wahnwitzigem Minidrama "Zugauskunft" darf der wunderbare Ronald Kuste als vom Fahrplan Besessener An- und Abreisezeiten herunterrattern und dabei in einen Lastenaufzug steigen. Ansonsten werden die Zuschauer ein paar Mal recht sinnlos hin und hergedreht, man muss aufpassen, dass einem bei der Hitze nicht schlecht wird.

Am Schluss wird’s, augenzwinkernd, politisch: In Vol-ker Schmidts pfiffigem Stück "neustiftgasse 1" wird das Volkstheater verhökert. Günter Franzmeier erklärt als schleimiger Immobilienmakler einem jungen Käuferpaar (sehr sympathisch: Suse Lichtenberger), dass sich hier leicht eine Badewanne einbauen lasse und der Stern auf dem Dach selbstverständlich abmontiert werde. Das Paar kann’s gar nicht glauben, dass "das hier einmal ein Theater war". Der Besitzer, heißt es, habe eben nicht investieren wollen.

Im echten Leben hat der Wiener Gemeinderat Ende 2014 die höchst überfällige Generalsanierung des Volkstheaters beschlossen.

KURIER-Wertung: