Leopold Museum erhielt Klimt-Bild geschenkt
Von Michael Huber
Das Wiener Leopold Museum hat ein Gemälde von Gustav Klimt als Schenkung aus privater Hand erhalten. Wie das Museum am Donnerstag in einer Aussendung bekannt gab, stammt die Donation von einem Wiener Akademikerehepaar, das den Entwurf für das Deckengemälde „Altar des Dionysos“ von Gustav Klimt in der Auktion „Klassische Moderne“ am Dienstag im Wiener Dorotheum um 475.064 erfolgreich für das Leopold Museum gesichert hatte.
Vom Banktresor ins Museum
Das im Stil des Historismus gehaltene Gemälde „Altar des Dionysos“, das 1886 im Zuge von Gustav Klimts Gestaltung der Deckenbilder des Wiener Burgtheaters entstand, war zuerst im Eigentum der Bank Austria gestanden, deren Konzernmutter Unicredit hatte die Versteigerung mancher Kunstbestände veranlasst. Im Rahmen der "Art for Future" genannten Initiative wolle die Gruppe einen Beitrag zu einer gerechteren, inklusiven Gesellschaft in den Märkten, in denen Sie vertreten ist, leisten, hieß es in der Vorankündigung der Auktion. Dazu zähle etwa die Vergabe besonderer Krediten an Einrichtungen, die sonst keine Unterstützung bekommen, und an sozial ausgerichtete Unternehmen.
Das betreffende Klimt-Gemälde genießt als kunsthistorisch wertvolles Dokument für das Schaffen des Künstlers vor der Zeit von Secession und Jugendstil allerdings besonderen Schutz und ist mit einem Ausführverbot belegt - das bedeutet, dass es am internationalen Markt nicht gehandelt werden dürfte. Trotz dieses eingeschränkten Markts lag der erzielte Preis doch deutlich über dem Schätzwert von 190.000 - 300.000 Euro. Die Übergabe an ein Museum ist eine logische und im Sinne der Allgemeinheit begrüßenswerte Aktion - Spenden an das Leopold Museum sind zudem steuerlich absetzbar. Das Museum betonte von seiner Seite aus allerdings, dass sich "das kunst-, theater- und musikaffine Ehepaar, das ungenannt bleiben möchte, keinerlei Gegenleistung für ihre großzügige Schenkung erwartet."
Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk
Gerade in Krisenzeiten und der schwierigen ökonomischen Situation durch den abermaligen Lockdown freut man sich im Leopold Museum umso mehr über einen solchen, vorweihnachtlichen Glücksfall. „Dass jemand einen Tag vor der Auktion an das Museum herantritt, mich beauftragt im Namen der generösen Schenker dieses kunsthistorisch so bedeutende Werk zu ersteigern, habe ich in meiner beruflichen Laufbahn noch nicht erlebt“, so der Direktor des Leopold Museum, Hans‑Peter Wipplinger.
Das Gemälde „Altar des Dionysos“ entstand im Jahr 1886 im Zuge von Gustav Klimts Gestaltung der Deckenbilder des Wiener Burgtheaters. Das außergewöhnliche Format des zwölf Meter langen Giebelfeldes im südlichen Stiegenhaus bewegte Klimt zu einer Komposition, deren Mittelpunkt eine Kultstätte mit der Büste des antiken griechischen Gottes Dionysos bildet. Neben zwei den Altar flankierenden Bacchantinnen befindet sich darüber hinaus im linken Bildzwickel ein nackter Satyr aus dem Gefolge des Dionysos.
Das Ehepaar sei von Jugend an stets begeistert ins Burgtheater gegangen, heißt es in der Aussendung, und möchte das Gemälde der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich machen. Dies wird in der "Wien um 1900" Ausstellung des Leopold Museums möglich sein. Laut Dorotheum-Katalog gibt es auch schon zwei Leihanfragen für das Bild: Im Van Gogh Museum Amsterdam wird es von Oktober 2022 bis Jänner 2023 gastieren, im Belvedere Wien von Februar bis Juni 2023.