Kultur

Kunst: Ist Leonardos Rekord-Christus gar nicht der richtige?

Mehr als ein Jahr ist seit der Christies-Auktion vergangen, bei der der Staat Abu Dhabi den Rekordpreis von 450 Millionen US-$ für das Leonardo Da Vinci zugeschriebene Bild " Salvator Mundi" bezahlte. Seither fehlt von dem Werk jede Spur: Es wurde nie mehr öffentlich gezeigt, die angekündigte Präsentation im Louvre Abu Dhabi wurde im September ohne Angabe von Gründen aufgeschoben. Recherchen über den Aufenthaltsort und die Pläne des neuen Besitzers verliefen im Sand.

Einstweilen hören die Spekulationen über den wahren Wert des Bildes nicht auf. Während Experten mehrfach Zweifel am Zustand und an der Eigenhändigkeit des Werks geäußert haben, werden nun Zweifel an der Provenienz des Bildes laut: Wie das Art Newspaper berichtet, könnte die Annahme, dass der "Salvator Mundi" einst im Besitz des englischen Königs Charles I. befunden hat, falsch sein.

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Anlass zum Zweifel geben Forschungen an einem Bild aus dem Moskauer Puschkin-Museum, das ebenfalls einen "Salvator Mundi" - Christus als Weltenretter, mit einem Erdball in der Hand - zeigt. Das Bild gilt als ein Werk des Malers Giampetrino, einem Leonardo-Nachfolger, der 1549 starb. Doch wie bei Altmeister-Gemälden oft üblich, wurde es einst Leonardo selbst zugeschrieben. Und anders als der Rekord-"Salvator" weist das Giampetrino-Werk eine Gravur auf der Rückseite auf, die es eindeutig als Eigentum des englischen Königs ausweist.

Die Gravur "CR" (Für "Carolus Rex" der "König Karl") würde das Werk aus dem Puschkin-Museum klar dem Besitz Karls I hzuweisen, erklärt der Experte Ben Lewis, der die Entdeckung machte. Karl wurde 1649 hingerichtet, sein Besitz wurde danach inventarisiert. Dabei war auch zweimal von einem Leonardo-Christusbild die Rede. Die Christie's-Experten nahmen die Erwähnung  "A peece of Christ done by Leonardo at £30, Sold to Stone 23 Oct. 1651." als Beleg dafür, dass sich ihr "Salvator Mundi" einst im königlich-englischen Besitz befunden hatte. Lewis vermutet, dass es sich dabei jedoch um das Bild im Puschkin-Museum handeln dürfte.

Auf einen Konsens zur Herkunft des Rekordbildes wird man wohl noch warten. Die Geschichte um seine Wertzuschreibung - und seine mögliche Zukunft als Touristenmagnet in Abu Dhabi - wird durch die neuen Erkenntnisse gewiss nicht einfacher.