Knall vor der großen Premiere: Opernfestspiele pleite
Vorhang auf für eine erfolgreiche Zukunft“ – unter diesem Motto hatten die Opernfestspiele St. Margarethen für Dienstag zu einem Pressefrühstück geladen. Aber schon am Montagnachmittag wurde klar, was eigentlich damit gemeint war. Denn: Das Unternehmen Opernfestspiele St. Margarethen GmbH & Co. KG mit Sitz im niederösterreichischen Pitten hat noch am Nachmittag ein Insolvenzverfahren beantragt. Das bestätigte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform.
Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde umgehend vom Konkursgericht Wiener Neustadt eröffnet.
Die Gesellschaft um Intendant Wolfgang Werner hat 9,1 Millionen Euro Schulden angehäuft, verfügt aber nur über ein Vermögen in Höhe von 5,18 Millionen Euro. Von der Pleite betroffen sind 16 Mitarbeiter und 80 Gläubiger. Letzteren wird 20 Prozent Quote innerhalb von zwei Jahren geboten.
Sowohl die Opernfestspiele (OFS) als auch die Esterházy-Betriebe in ihrer Funktion als Vermieter des Römersteinbruches, in dem seit 1996 große Opern-Produktion gezeigt wurden, wollten sich am Montag nicht zur Insolvenz des Unternehmens äußern. „Wir können heute keine Stellungnahme abgeben“, hieß es von den Opernfestspielen.
Besucherrückgang
Laut Insolvenzantrag sind die Pleiteursachen vielschichtig: eine dünne Finanzdecke, ein spürbarer Rückgang der Besucherzahlen, deutliche Kostensteigerungen und verschärfte Rahmenbedingungen. Die Kosten stiegen, weil man dem „anspruchsvoller werdenden Publikum auch ein angemessenes Rahmenprogramm mit Gastronomie und umfassendem Komfort bieten musste“. Zugleich habe die schlechte Witterung im Vorjahr – Stichwort Open Air – die Zahl der Veranstaltungen beeinträchtigt.
Dazu kam massiver Ärger mit den Abgabenbehörden. „Die Gesellschaft sah sich einer laufenden, nachgerade inquisitorischen Überprüfung durch Finanzamt und Gebietskrankenkasse ausgesetzt, die hohe Abgaben- und Beitrags-Nachforderungen auslösten“, heißt es im Antrag. Die Beitragsvorschreibungen wurden zwar rechtlich beeinsprucht, es mussten aber Rückstellungen gebildet werden, „die die Kreditwürdigkeit „negativ beeinflussten“. Die gesamten Rückstellungen werden laut Creditreform mit 3,77 Millionen Euro beziffert.
Hohe Forderungen
Mit der Standort-Gemeinde St. Margarethen kamen die Festspiele ebenfalls auf keinen gemeinsamen Nenner. Laut Insolvenzantrag hätte man einen Nachlass bei der Lustbarkeitsabgabe (fünf Prozent der Einnahmen) erwartet. Dieser wurde nach Angaben der Festspiel-Organisatoren nicht gewährt.
Auch die erhoffte finanzielle Unterstützung durch das Land Burgenland und den Verpächter Esterházy löste sich in Luft auf. Zwar hat erst vor einigen Wochen Kulturlandesrat Helmut Bieler eine Förderung von 250.000 Euro und Esterházy einen „nicht unerheblichen“ Betrag in Aussicht gestellt. „Doch mit 500.000 Euro wäre niemanden geholfen gewesen“, heißt es von einem Insider. Infolge der Zuspitzung der Schuldensituation beim Opernveranstalter hätten das Land und Esterházy die zugesagte Unterstützung nicht mehr aufrechterhalten können, heißt es im Antrag weiter.
Fortbetrieb fraglich
Die heurige Opern-Produktion im Steinbruch – „Aida“ feiert nächste Woche Premiere unter der Regie von Robert Dornhelm – soll dem Vernehmen nach nicht gefährdet sein. Der Veranstalter verspricht sich davon „zumindest weit über 100.000 Besucher“. Wie es insgesamt mit den Opernfestspielen im Römersteinbruch weitergehen wird, ist allerdings noch ungewiss. Das vordringliche Ziel sei ein Fortbetrieb, heißt es. Doch das erfordere offenbar kurzfristig weitere finanzielle Mittel.
„Es werden alle Anstrengungen unternommen, um dem Masseverwalter zeitnah ein Auffangkonzept zu präsentieren“, kündigen die Verantwortlichen an. Nächstes Jahr würde übrigens die Oper Tosca auf dem Programm in St. Margarethen stehen. Unter welcher Festspielleitung, wird sich erst weisen. Denn: Wolfgang Werner, heißt es im Burgenland, wird sich wohl ein anderes Betätigungsfeld suchen müssen.