Kultur

Kärntner Stiftungsrat will ORF-Information aufsplitten

Siggi Neuschitzer ist einer jener Stiftungsräte, die bei der Generaldirektorenwahl das Zünglein an der Waage sein könnten. Der Kärntner möchte zuerst einmal das Team sehen.

KURIER: Rot und Schwarz sind im Stiftungsrat mehr oder weniger gleich auf. Das heißt, es kommt bei der Generaldirektorenwahl auf die Stimmen der übrigen Stiftungsräte an. Wissen Sie schon, wen Sie am 9. August wählen werden?

Siggi Neuschitzer: Ich bin in der komfortablen Position, dass ich nicht am Gängelband der Politik hänge, sondern frei entscheiden kann, was gut für das Unternehmen ist. Momentan liegt ein Vorschlag vor. Was mir noch abgeht, ist das Team von Generaldirektor Wrabetz, mit dem er antreten wird. Was er da umsetzen will, muss er uns noch vorher präsentieren. Dann ist die Frage, ob der kaufmännische Direktor, Richard Grasl, antritt. Und für ihn gilt natürlich dasselbe.

Die Stimme des Stiftungsrates Neuschitzer hängt also nicht nur am Konzept, sondern auch daran, mit welchen Direktoren der Kandidat antritt?

Ich möchte schon sehen, wie sein Team aussieht. Wir haben jetzt ein bewährtes Team, wobei Radiodirektor Karl Amon in Pension gehen wird. Kathrin Zechner ist sehr erfolgreich, auch der kaufmännische Direktor Richard Grasl macht einen guten Job.

Macht Wrabetz einen guten Job?

Ich glaube, dass er einen guten Job macht und auch ein gutes Team aufgestellt hat. Es ist ja nur er da, der sich beworben hat. Wäre Grasl wählbar, wenn er antritt?

Grundsätzlich ist jeder wählbar, der für das Unternehmen einen guten Job macht, ein gutes Team hat und ein gutes Zukunftskonzept.

Der Generaldirektor weiß bisher nur, was er mit drei von vier Direktionen vorhat. Haben Sie einen Vorschlag, was er mit der vierten machen soll? Online mit Thomas Prantner als Direktor?

Die Entscheidung werde ich weder treffen, noch beratend zur Seite stehen. Prantner macht einen guten Job und ist höchst erfolgreich im Onlinesektor. Aber das ist auch die heutige Zeit. Der jeweilige Generaldirektor wird entscheiden, welchen Stellenwert Online oder Prantner einnehmen werden.

Das war jetzt kein klares Plädoyer für Prantner.

Ich halte für niemanden ein Plädoyer.

Norbert Steger hat bei der letzten ORF-Wahl seine Stimme an Prantners Schicksal geknüpft.

Dass ich mein Stimmverhalten von der Wahl Prantners oder jemand anders abhängig mache, ist nicht mein Stil. Ich stelle eher in den Raum, wie man in Zukunft mit der Information umgeht.

Wo sehen Sie bei der Information Reformbedarf?

Es stellt sich die Frage, ob man diesen empfindlichen Teil des ORF, der gerne vereinnahmt wird, nicht aufsplitten und auf mehrere Channels verteilen sollte.

Es ist schon jetzt so, dass unterschiedliche Leute für die Information auf ORFeins, auf ORF2 und bei den Magazinen zuständig sind. Wo soll da noch aufgesplittet werden? Auf Direktorenebene?

Mir würde gut gefallen, dass die Information dort nicht in einer Hand liegt. Das ist kein Misstrauensvotum gegen Kathrin Zechner, aber da müsste man nachdenken, ob man diese Information nicht auf mehrere Direktionen aufteilt.

Neos-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner hat dafür appelliert, dass der neue General die Alleingeschäftsführung von sich aus aufgibt. Wie finden Sie die Idee ihres Kollegen?

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Ich kann dem auch etwas abgewinnen. Das wird aber auch vom jeweiligen Kandidaten abhängen, wie er uns das präsentiert.

Wer hätte derzeit die Mehrheit im Stiftungsrat?

Es wird ganz knapp sein und um die Stimmen der Unabhängigen gehen – da zähle ich mich auch dazu. Was man auch hört aus den Freundeskreisen: Es wird die große Lösung nicht geben. Seit der Rechnungshofpräsidentenwahl herrscht ja ein bisschen ein Unmut, wie man aus Wien hört. Wer meine Stimme will, muss mich mit Konzepten überzeugen.

Und was will der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser?

Der Landeshauptmann hält sich hier komplett heraus. Ich spreche sehr viel mit ihm und berichte ihm auch. Aber ich hänge nicht an seiner Leine.