Kultur

Jürgen Messensee im Kunstforum Wien

Jürgen Messensee ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Künstler. Sofern man ihn so bezeichnen darf, er selbst tät’ das ja nicht: „Ich mag mich nicht Künstler nennen. Das sagt der Friseur auch von sich. Was ich bin, weiß ich nicht. Ich denke noch darüber nach.“

Jürgen Messensee, 1936 in Wien geboren, zählt zu den wichtigsten Malern seiner Generation. Das Bank Austria Kunstforum zeigt ab heute bis 6. Oktober Gemälde und Zeichnungen aus Messensees aktuellen Arbeiten.

Vorbild der Bilder des Malers, der als Einzelgänger unter den österreichischen Künstlern gilt, ist immer die Natur, vor allem die menschliche Figur. Schwimmerinnen, Münder oder Katamarane malt er und legt dabei viel Wert auf die Titel: „Der Betrachter soll kein Bilderrätsel vor sich haben. Meine Arbeit ist konkret. Auch wenn die Dinge verschlüsselt sind.“ Dabei geht es ihm immer um die kardinale Frage „Was ist wirklich?“

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„Die Malerei ist ein System, um zur Erkenntnis zu kommen. Sie erzeugt eine neue Realität. Deshalb sind Titel wichtig, ich möchte nicht, dass Leute irgendetwas fantasieren. Ich sage: Das ist aus einem konkreten Anlass entstanden.“

Maler der Maler

Zu Messensees bekanntesten Werken zählen die Bilder in Anlehnung an Diego Vélazquez, die 1993 im Kunsthistorischen Museum im Raum des spanischen Barockmalers ausgestellt waren. „Das Echo, das diese Arbeiten hervorgerufen haben, hat mich überrascht. Ich habe ja auch anderes gemacht. Allerdings ist Vélazquez für mich der, als den ihn auch schon Manet bezeichnet hat: der Maler der Maler. Da ist eine Fülle von Energie drin. Diego Vélazquez ist mein Freund und Ratgeber.“ Aber, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: „Die Leute glauben, ich bilde mir ein, auf du und du mit Vélazquez zu sein. Aber es geht doch jedem Betrachter so: Wenn Sie vor einem Bild stehen, dann spricht es auch zu Ihnen!“

Er könne „wenig mit der Schmerzrhetorik der österreichischen Kunst anfangen“, schreibt Ingried Brugger, Direktorin des Kunstforum, über ihn. Vollkommen richtig, sagt Messensee: „Ich weiß, dass ich mich jetzt wieder der Kritik aussetze. Aber meine Arbeit hat etwas Apollinisches. Bei mir ist die Welt voller Halbgötter.“

Bereits als Fünfjähriger wusste Messensee, dass er Maler werden wollte. Er erinnert sich präzis: „Der Installateur war da. Er fragte mich, was ich werden will. ,Maler‘, sagte ich. Er: ,Maler und Anstreicher?‘ Da hab ich mich als Fünfjähriger geärgert.“

Oft verwendet Messensee Kalenderblätter als Bildunterlage, mit denen scheinbar ein zeitliches Moment vermittelt wird. „Jeder hat seine eigene Zeit. Scheinbar wird sie von den Uhren zusammengestellt. Ich kann darüber aber nicht wie ein Schriftsteller reden.“ Schreiben allerdings schon: Ein schmaler Band mit 37 Texten erscheint im Oktober in einer winzigen Auflage von hundert Stück. Titel: „37“.

Die Faszination der Bildenden Kunst ist für Messensee grenzenlos: „Jeder, der hier steht, kennt das. Das Chaos der Farbe, die Präzision der Linie. Mehr gibt es nicht. Es ist erstaunlich, welche Denkgebäude davon errichtet werden.

Deshalb bezeichnet sich der 77-Jährige als „zwölf oder höchstens 15“ Jahre alt. „Weil ich noch immer so scharf auf die Malerei bin.“

Bilder der Messensee-Ausstellung im Kunstforum: