Kultur

"Das ist Showtime für die Stimme"

Ein alternder Mann, der einem jungen Mädchen nachstellt, das ihrerseits aber wiederum einen jungen Feschak liebt und mit diesem den Alten letztlich düpiert: Das ist (grob verkürzt) der Stoff, aus dem Gaetano Donizetti seine Oper "Don Pasquale" geformt hat. Kommenden Sonntag hat diese letzte Opera buffa des Komponisten im Haus am Ring Premiere; mit Michele Pertusi als liebestollem Don Pasquale, Valentina Nafornita als Objekt seiner Begierde und Juan Diego Flórez als jüngerem Widersacher. Und der Startenor verspricht: "Das Publikum wird sehr viel zu lachen haben."

Schöngesang

Wo aber liegen für den gebürtigen Peruaner die Herausforderungen bei diesem Belcanto-Klassiker? "Die Tessitura ist sehr hoch, und dazu kommt natürlich die berühmte Cabaletta, wo man als Tenor schon die Spitzentöne parat haben sollte", so Flórez im KURIER-Gespräch. "Ich habe da zwei schwierige Arien (singt vor, Anm.), aber wenn man sich einmal stimmlich in diesem Belcanto-Fluss eingerichtet hat, können sie mir viel Spaß machen." Flórez weiter: "Denn Belcanto ist ja einziger Fluss. Nur ist unser Belcanto-Begriff viel zu eng gefasst. Wir zählen nur Rossini, Bellini und Donizetti dazu; in Wahrheit geht es doch seit der Barockmusik immer um Schöngesang."

Den bedient der Superstar ohne Allüren seit Jahren mühelos. Der Nemorino aus Donizettis "Liebestrank" sei dabei die leichteste Partie, die Tenor-Rolle in Rossinis "La donna del lago" die mit Abstand schwierigste. Flórez lachend: "Ich habe beides gesungen – kein Vergleich."

Dem Belcanto im engeren Sinn wird Flórez auch in Zukunft treu bleiben, dennoch hat der auch in Wien lebende Künstler sein Repertoire inzwischen erweitert. "Ich habe meine Gesangstechnik ein wenig adaptiert, um weiter Donizetti singen zu können, aber auch ums ins französische Repertoire vorzustoßen. Im Haus am Ring kommen etwa die Titelpartie in Massenets "Werther" sowie der Roméo aus Gounods "Roméo et Juliette", und in Berlin folgt die Tenorpartie aus Meyerbeers "Hugenotten". "Das ist ein Fach, das ideal für meine Stimme ist, die in letzter Zeit dunkler, wärmer geworden ist. Dem will ich Rechnung tragen."

Doch zurück zu "Don Pasquale": Flórez ist "glücklich" über die Arbeit mit Regisseurin Irina Brook (Tochter des Theatergiganten Peter Brook und Intendantin des Théâtre National de Nice, Anm.), die damit ihr Staatsoperndebüt gibt.

Grundnahrungsmittel

Der Tenor: "Sie hat die Handlung in einen zeitlosen Kontext gestellt, denn das Thema ,älterer Mann liebt junges Mädchen‘ ist immer aktuell. Und ich kann dabei hoffentlich meine komische Ader zeigen. Obwohl der Gesang immer im Vordergrund stehen muss. Er ist einfach unser Grundnahrungsmittel. Und Belcanto ist dann Showtime für die Stimme."

Um das Grundnahrungsmittel Musik auch sozial benachteiligten Kindern zu geben, hat Flórez seine Stiftung "Sinfonía por el Perú" gegründet. Erst vor Kurzem gab es an der Staatsoper ein Gala-Konzert zugunsten dieses Projekts. Flórez: "Ich hoffe, dass wir das in Zukunft öfter machen können. Denn die Beschäftigung mit Musik hält in Peru viele Kinder und Jugendliche davon ab, auf die schiefe Bahn zu geraten. Als zweifacher Vater bin ich da sensibel. Kinder sind die einzige Chance, diese Welt ein bisschen besser zu machen."

www.juandiegoflorez.com

Werk
Gaetano Donizettis "Don Pasquale" wurde 1843 im Pariser Théâtre-Italien uraufgeführt, das Libretto stammt von Giovanni Ruffini und Donizetti selbst. Die letzte Opera buffa des Komponisten ist ein Klassiker des Repertoires.

Produktion
Inszenierung: Irina Brook. Bühne: Noëlle Ginefri-Corbel. Kostüme: Sylvie Martin-Hyszka. Dirigent: Jesús López-Cobos. Mit: Michele Pertusi (Don Pasquale), Juan Diego Flórez (Ernesto), Valentina Nafornita (Norina), Alessio Arduini (Malatesta), Wolfram Igor Derntl (Notar).

Termine
26. April (Premiere) sowie am 29. April und 2., 5., 11., 8. Mai. Beginn: jeweils 19 Uhr.

Ausstrahlung
Die Vorstellung am 2. Mai wird live von Radio Ö 1 (plus EBU) gesendet; jene vom 8. Mai wird im Rahmen von"Wiener Staatsoper live at home" weltweit übertragen: www.staatsoperlive.com // www.wiener-staatsoper.at