Kultur

John Carpenter: Soundtrack zu Horrorfilm, den es (noch) nicht gibt

Seit seinem Horrorfilm „The Ward“ (2010) konzentriert sich John Carpenter ausschließlich auf Musik. Das Filmemachen hat er aufgegeben, da die kommerziellen wie künstlerischen Erfolge seit den 90er-Jahren viel zu oft ausgeblieben sind. Nicht grundlos, denn der US-Amerikaner ist zwar ein sehr guter Regisseur, aber agierte zuletzt oft etwas unglücklich. Macht nichts, bleibt ihm mehr Zeit für seine Musik. Sie war es dann auch, die den 73-jährigen, mit großem Talent und Innovationsgeist gesegneten Komponisten zur zentralen Figur des Horror- und Endzeitfilmgenres aufsteigen ließ.

Mit „Dark Star“ (1974) feierte er seinen ersten Erfolg. Es folgten unter seiner Regie mittlerweile legendäre Arbeiten wie „The Fog – Nebel des Grauens“ (1980), „Christine“ (1983) und natürlich „Halloween“ (1978). Diese Filme wurden auch (oder vor allem) deshalb zu Klassikern, weil Carpenter die dazugehörigen Soundtracks selbst auf analogen Synthesizern einspielte.

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Da Carpenter, wie bereits eingangs erwähnt, seit Jahren auf Bilder zu seiner Musik verzichtet, im Kino ohnehin coronabedingt Flaute herrscht, legte er kürzlich einen Soundtrack zu einem Horrorfilm vor, den es (noch) gar nicht gibt. Unter dem Namen „Lost Themes III: Alive After Death“ regt Carpenter die eigene Fantasie ab der ersten Minute an. „Schalte zu Hause das Licht aus, setze dich im Dunkeln hin, spiele die Musik ab, schließe die Augen, lass den Film in deinem Kopf laufen. Das ist es, was ich will. Und wer weiß? Vielleicht inspiriert es sogar Menschen dazu, einen echten Film zu dem Soundtrack zu kreieren“, sagt Carpenter.

Wie schon bei den beiden Vorgängern seiner „Lost Themes“-Reihe hat er sich auch diesmal mit seinem Sohn Cody und seinem Patenkind Daniel Davies im Studio zusammengetan. Entstanden sind zehn tolle Instrumentalstücke mit Namen wie „Dripping Blood“, „Vampire's Touch“, „The Dead Walk“. Es sind minimalistische, sich ins Hirn bohrende Dreifinger-Klavier-Variationen, zu denen treibende Bässe und mal discotaugliche, mal schleppend-schwere Industrial-Rhythmen gereicht werden. Durch die Beigabe von Hall und geisterhaften Keyboardflächen lässt es sich dazu herrlich fürchten. Die immer wieder von hinten packenden Van-Halen-Gitarren hätten sich der Meister und seine Lehrlinge sparen können, aber vielleicht sollen die ja die Zombies vertreiben. 

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