Kultur

"Frieden wird sich durchsetzen": Ukraine-Benefizkonzert im Stadion

Nicht nur weil Live-Aid-Organisator Bob Geldof eine Grußbotschaft geschickt hatte, fühlte sich das „We Stand With Ukraine“-Benefizkonzert, das Samstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion über die Bühne ging, wie das Austro-Live-Aid an. Schon am Vorplatz konnte man blau-gelbe Tulpen kaufen, daneben blau-gelbe Ukraine-Fahnen und  Schals und T-Shirts – alles bei Händlern, die den Erlös spendeten.

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Und obwohl die, die konnten, ohnehin in blauen oder gelben Jacken gekommen waren, deckte man sich mit derartigen Utensilien ein, um das Zeichen für den Frieden und die Freiheit der Ukraine, das Veranstalter Ewald Tatar mit dem Großkonzert setzen wollte, so deutlich wie möglich zu machen.

Ebenfalls ein deutliches Zeichen war der Eröffnungs-Auftritt: Die in Österreich lebende Sängerin Julia Ivanova, die russisch-ukrainische Wurzeln hat, eröffnete mit ihrer Rock-Band Eazy die zehnstündige Show mit dem Besten, was die heimische Pop-Szene zu bieten hat - von Acts wie Mavi Phoenix und Eli Preiss bis hin zu Seiler und Speer, Wanda und Bilderbuch.

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Krieg ist nie die Antwort

All diese Künstler rückten in kleinen Reden den Zweck der Veranstaltung in den Mittelpunkt. Ina Regen hatte sogar ihren Song „Rot“ extra für dieses Konzert umgetextet, weil „Krieg ist nie die Antwort“.

Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst wies darauf hin, dass "We Stand With Ukraine" auch ein Mittel gegen die Ohnmacht gegenüber der Aggression von Präsident Putin ist, die alle verspüren, wenn sie zuhause alleine auf der Couch sitzen. Denn mit diesem Konzert könne man etwas tun: "Das ist nicht viel, aber es ist geil!"

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Bob Geldof sprach in dem danach eingespielten Video Ähnliches an. Er gratulierte allen Beteiligten, rief dann aber dazu auf, sich wegen dieser Veranstaltung nicht in der falschen Sicherheit zu wiegen, genug getan zu haben: „Die Ukraine ist in einem existenziellen Kampf für Freiheit. Und man kann die Idee von Frieden nicht von der Idee von Freiheit trennen. Niemand kann in Frieden sein, wenn er keine Freiheit hat. Und einen Krieg zu gewinnen, ist genauso desaströs, wie ihn zu verlieren.“

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Van der Bellen: "Frieden wird sich durchsetzen"

Vor dem großen Finale mit Seiler und Speer und Wanda wies auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der schon bei der Begrüßung drei Mal von Jubel unterbrochen worden war, darauf hin, dass in der Ukraine um Werte gekämpft wird, die auch für uns wichtig sind: „Das ist das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben, das Recht darauf, dass einem niemand vorschreibt, was man zu denken hat, wen man zu lieben hat und wie man zu sein hat“, sagte er. „Jeder Ton, der heute hier erklingt, macht klar: ,We Stand With Ukraine’. Demokratie wird sich durchsetzen, Frieden wird sich durchsetzen, Freiheit wird sich durchsetzen.“

 

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Wanda spielten danach - wegen der Corona-Erkrankung von Kurt Ostbahn zum Headliner aufgerückt - ein Set mit einem Gastauftritt von Streichern und den größten Hits - von "Bologna" über "Columbo" bis "1,2,3,4". Sänger Marco ließ die Menge diesen "sinnlosen" Krieg ausbuhen und ganz laut für den Frieden jubeln.

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Neben dem Zeichen für den Frieden war „We Stand With Ukraine“ aber auch ein Fest der Freude für die Musikfans, die es nach zwei Jahren Corona-Pandemie genossen, so ein Großkonzert so zu feiern, wie sie es davor konnten. Die gratis ausgegebenen gelb-blauen Masken kamen zumindest am Rasen wenig zum Einsatz.

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Vor dem Finale konnte Tatar dann noch den ersten Schwung Spenden - den aus den Einnahmen der Tickets - übergeben. Von knapp über 40.000 Besuchern kamen bei einem Ticketpreis von 19,91 Euro (1991 wurde die Ukraine unabhängig) allein dadurch 810.337,- Euro zusammen.

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Wie viel insgesamt aufgrund dieses Events gespendet werden kann, wird Tatar erst in ein paar Tagen bekannt geben können. Denn nach dem Live-Aid-Muster wurde auch der Reinerlös aus dem Getränke- und Speisenverkauf gespendet. Sämtliche Einnahmen des ausverkauften Konzerts gehen an die Volkshilfe und "Nachbar in Not".

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Besonders bewegend wurde "We Stand With Ukraine" wie erwartet beim letzten Song. Ina Regen setzte sich nochmals ans Klavier, stimmte "Imagine" von John Lennon an, während alle beteiligten Musiker als ihr Chor zurück auf die Bühne kamen. Aber diesen Song nahm das Publikum an sich. Der Text von 1971, der so eindrücklich das Glück des Frieden beschreibt, wurde vom Massenchor so inbrünstig in den Äther geschmettert, als wollten alle, dass seine Botschaft bis in die Ukraine zu hören ist.

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