Kultur

Jay-Z performt mit Marina Abramovic

In einem komplett weißen Raum der Pace Gallery steht Jay-Z auf einem kleinen Podest und rappt, umgeben von ständig laufenden Kameras, Zeilen wie: "I just want a Picasso in my casa. No, my castle". Der Text stammt von einer Nummer aus seinem aktuellen Album "Magna Carta Holy Grail", mit dem er schon vor Veröffentlichung aufgrund seines Samsung-Deals für Aufsehen gesorgt hat. Zudem war er vor kurzem auf der Art Basel zu Gast, bei der auch sein Musikerkollege Kanye West eine Listening Session zu seinem Album "Yeezus" zelebriert hat. Letzterer lässt ebenso in seinen Songs und Interviews immer wieder seine Vorliebe für Kunst wie für den Schweizer Architekten und Maler Le Corbusier anklingen.

Doch woher kommt die plötzliche Faszination dieser Rapper für Kunst? Wenn man sich "Picasso Baby" genauer anhört, wirken die aufgezählten Gemälde und Kunstwerke eher wie Statussymbole und nicht wie Artefakte mit Sammlerwert. In dem Songtext geht es weiter um Mona Lisa, ein Leben im Museum of Modern Art und das Auktionshaus Christie's. Eine Auflistung von Begriffen, die man mit wertvollem Besitz und Vermögen assoziiert.

Inspiration von "The Artist is Present"

Für die visuelle Umsetzung seines Songs hat sich Jay-Z wohl an dem Projekt "The Artist is Present" der Performance-Künstlerin Marina Abramović orientiert, die sich vor drei Jahren 721 Stunden im New Yorker MoMa den Blicken der Besucher oder Stars wie Sharon Stone, Tilda Swinton und Björk gestellt hat.

Aber nicht nur die Aktionistin Marina Abramov wirkt in der kommenden Videoauskopplung mit, denn auch Pablo Picassos Enkelin Diana Widmaier Picasso, der sich Jay-Z übrigens als "zeitgenössischer Picasso" vorstellte, war anwesend. Die New Yorker Künstlerszene war durch Mickalene Thomas, Dustin Yellin oder die Kunsthistorikerin Roselee Goldberg vertreten. Ebenso mitgewirkt haben Schauspieler wie Judd Apatow oder Adam Driver, die sich für die kommende Videoauskopplung des zwölften Studioalbums von Shawn Carter inszenierten.

Abramović erklärte nach dieser unnahbaren Tanzperformance: "Ich hatte keine Ahnung, was ich machen werde. Ich kam nur hier her und habe die Energie gespürt. Ich liebe seine Musik, denn es gibt soziale und politische Inhalte, und es trifft wirklich jeden ins Herz. Wie ein Vulkan."

Weitere Gastauftritte

Zudem vertreten waren die Gründerin der MoMa PS1 Galerie Alanna Heiss, die aufgrund ihres gebrochenen Fußes mit einem Rollator durchs Bild fuhr, Bildhauer Dustin Yellin, der aus dem Stegreif Breakdance-Figuren performte und der bildende Künstler Lawrence Weiner, der 1991 den Flakturm im Wiener Esterházypark umgestaltet hat.

Die medialen Reaktionen auf diesen Videodreh reichen von Lob der Huffington Post ("Jay-Z ist einer der entscheidenden Künstler unserer Zeit") bis zu vernichtenden Urteilen wie vom New Yorker Lifestyle-Blog Gothamist , der die Aktion als "durchtriebenen Spott an der Kunstwelt" bezeichnete.

Musikalische Vorreiter

Neu ist diese Idee der musikalischen Inszenierung in Endlosschleife jedenfalls nicht. Bereits Anfang Mai hat die US-amerikanische Band The National im Rahmen der Performance des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson sechs Stunden lang ihren Song "Sorrow" im MoMA PS1 aufgeführt, um der Vergänglichkeit eines Pop-Songs mit einem andauernden Loop entgegenzuwirken.