Kultur

Filmkritik zu "Suspiria": Geschichtstraumata als blutige Orgie

Amazon erfüllt Wünsche. Der Online-Riese spendierte dem italienischen Regisseur Luca Guadagnino – oscarnominiert für sein „Call me By Your Name“ – 20 Millionen Millionen Dollar, um ein Remake des Horrorfilms „Suspiria“ zu fabrizieren. Und einen Start im Kino garantierte er auch.

Das Original von Dario Argento genießt längst Kultstatus: „Suspiria“ von 1977 gilt als Klassiker unter den „Giallos“, einem Subgenre des italienischen Horrors, und erzählt von Morden an einer deutschen Ballettschule.

Guidagnino spitzt die politische Situation in seinem Remake ins Offensichtliche zu. Die linke Terrorgruppe RAF hat gerade ein Flugzeug entführt und versucht, Terroristen freizupressen. Eine junge Amerikanerin (umwerfend: Dakota Johnson) tritt in die Schule einer Tanz-Company ein und wird Ensemble-Mitglied. Dort führen ausschließlich sinistre Frauen das Regiment. Besonders Madame Blanc – faszinierend alterslos: Tilda Swinton – trainiert die Gruppe und interessiert sich für den Neuankömmling. Doch hinter der Kulisse der Tanzschule verbirgt sich eine okkulte Vereinigung.

Guadagnino ließ sich vom Kino Rainer Werner Fassbinders inspirieren und entwirft sein Berlin der 70er-Jahre in leeren Farben. Auch Resonanzen des Zweiten Weltkrieges schlagen sich nieder. Seine (etwas diffuse) Idee kollektiver Geschichtstraumata steigert er schließlich zu einer blutrünstigen Orgie, die aussieht wie eine Mischung aus Wiener Aktionismus und Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom“.

INFO: I/ USA 2018.152 Min. Von Luca Guadagnino. Mit Dakota Johnson, Tilda Swinton, Ingrid Caven.

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