Kultur

Gute Frage, böse Antwort

Das Wichtigste vorweg: Das Festival ImPulsTanz ist (bereits jetzt) in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Denn nicht nur die "großen Produktionen" locken die Massen an; auch die fein programmierte Nachwuchs-Reihe (8:tension) sorgt für volle Häuser.

Gleich 14 junge Choreografinnen und Choreografen stellen heuer ihre Arbeiten zur Diskussion; für die beste Choreografie gibt es am Festival-Ende den mit 10.000 Euro dotierten "Prix Jardin d’Europe". Ein echter Ansporn also, der höchst unterschiedliche künstlerische Resultate hervorbringt.

Püppchen

Etwa Jillian Peñas "Polly Pocket" (noch heute, Samstag), das im Wiener Odeon zu Recht bejubelt wurde. Wer bin ich? Bin ich einer? Bin ich eine? Oder bin ich viele? Und wie interagiere ich mit anderen? Wie mit jemanden, den ich vielleicht liebe? Das sind die Fragen, denen sich die amerikanische Choreografin Peña widmet. Der Titel "Polly Pocket" bezieht sich tatsächlich auf die kleinen, gelenkigen, wandelbaren Püppchen, die in keinem Kinderzimmer fehlen dürfen.

Und es ist eine hermetisch abgeschlossene Puppenwelt, in der sich die Alexandra, Andrew und (später) Kyli bewegen. In klassischem, fast an ein Ballett-Training gemahnendem Bewegungsvokabular gibt es Momente der Anziehung und Abstoßung, des Gleichklangs und der Verführung. Dazu wird (in technischer Hinsicht leider schwer hörbar) fast in Happy-Comic-Manier räsoniert – stark getanzte Fragen mit teils bösen Antworten. Gut so!

Spannend klingt auch ein anderes Projekt: Der spanische Choreograf Albert Quesada spannt in "Wagner & Ligeti" die Musik beider Komponisten zusammen. Hier Richard Wagners "Tannhäuser" und dort György Ligetis "Lontano" – eine reizvolle, plausible Kombination.

Plattitüden

Doch leider macht Quesada nicht viel daraus. Zwar zeichnen seine fünf Performer Teile aus Ligetis Partitur mit Kreide auf den Boden und geben verbal Spielanweisungen. Doch das war es auch schon. Ein paar hübsche Gruppenbildungen zu "Lontano", rein gar nichts zu "Tannhäuser". Eva, Venus, Eros und Thanathos bleiben ausgespart. Einige seltsame Verrenkungen, viel Statik und sehr kopflastige Plattitüden – Quesadas "getanztes Konzert" scheitert an Wagner. Aber auch das muss erlaubt sein.

KURIER-Wertung: