Kultur

Die Sache mit dem blöden Passwort

Diesem Mann ist nicht zu helfen. Er hat ein Brett vor dem Kopf, eine Latte aus Holz zwischen den Beinen, ein Mikro in der Hand und er hat sein Passwort vergessen. Ein Passwort für eine bessere, heile Welt, in der er nicht gegen so schreckliche Dinge wie hölzerne Sound-Boxen kämpfen und ansingen muss.

Mit "What do you mean, what do you mean and other pleasantries" hat der belgische Performer und Musiker Maarten Seghers das Festival ImPulsTanz im Wiener Schauspielhaus eröffnet und dabei das Publikum bewusst irritiert und in die Irre geführt.

Begehrter Preis

Seghers – sein künstlerischer Werdegang ist eng mit der Needcompany von Jan Lauwers verbunden – ist einer von elf jungen Künstlern, die im Rahmen des Festivals in der Reihe (8:tension) um den mit 10.000 Euro dotierten Prix Jardin d’Europe für die beste Nachwuchsarbeit rittern. Und ist Seghers mit seinen "Horrible Facts" (so der Untertitel der Performance) preisverdächtig?

Ja, wenn man auf schräge Dinge steht und den Begriff Tanz nicht zu eng sieht. Denn dieser Abend (Reprisen: 13. und 14. August) ist vieles: eine bitterböse Stand-up-Comedy, ein animiertes Pop-Konzert in Endlosschleife, eine mit Skulpturen spielende Performance, ein absurdes Theaterstück oder auch eine der Bewusstseinsstrom-Technik folgende Rezitation.

Seghers windet und duckt sich, versucht die permanent tönenden und Geräusche von sich gebenden Sound-Boxen in den Griff zu kriegen, philosophiert über Liebe, das Leben und vor allem über dieses "blöde Passwort", das ihm nicht und nicht einfallen will und genau dadurch zu einem Running-Gag mutiert.

Das alles ergibt in pausenlosen 60 Minuten ein virtuos-wirres und dennoch sehr klug kalkuliertes Stil-Konglomerat mit einem Anti-Helden, den man letztlich ins Herz schließen muss.

KURIER-Wertung:

Bilder von der ImPulsTanz-Eröffnung im MuseumsQuartier:

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Die Reihe (8.tension) geht bereits am Montag (20. Juli) mit Elina Pirinen im Odeon weiter. In "Personal Symphonic Moment" beschäftigt sich die finnische Choreografin mit der siebenten Symphonie von Schostakowitsch, der berühmten "Leningrader". Ein absoluter Geheimtipp!

Schon am Samstag startet der Österreich-Schwerpunkt mit Barbara Kraus, die im Schauspielhaus an drei Abenden ihre neue Performance "Close my eyes and see" präsentiert. Es folgt im Arsenal (ab Sonntag) die Tanz Company Gervasi mit "The white horn". Saskia Hölbling und Dans.Kias zeigen wiederum im Schauspielhaus ihre "Assemblage humain"; während im Odeon noch einige Vorstellungen von Erwin Piplits’ Produktion "Anagó" laufen. Und Oleg Soulimenko trifft im mumok auf Schamanen.

Das mumok ist eine der zentralen Spielstätten des Festivals; Kernthema ist hier der Aktionismus in all seinen Formen. Akemi Takeya, Ana Rita Teodoro oder auch Christine Gaigg wandeln in der ersten Festivalwoche auf den Spuren des Aktionismus. Im Weltmuseum hingegen ist ab 26. Juli Choy Ka Fai zu Gast. Der Video-Künstler und Choreograf spürt im Rahmen einer Video-Ausstellung den vielen Gesichtern des asiatischen Tanzes nach.www.impulstanz.com