Hoffnung auf eine neue Sternstunde
Vor Premieren sollen ja keinesfalls Details verraten werden, so viel hat sich aber schon herumgesprochen: Die Neuproduktion von Giuseppe Verdis Oper "Il Trovatore" ist bei den Salzburger Festspielen in einem Museum angesiedelt. 51 Gemälde, von Lucas Cranach d. Ä. bis Paolo Veronese, sind in der Inszenierung von Alvis Hermanis auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu sehen. Vermutlich wird sich dieser Zugang im Laufe des Abends irgendwie erklären.
Francesco Meli ist dieser Manrico – der Tenor (Domingo selbst ist ja mittlerweile Bariton) hatte im vergangenen Jahr neben den beiden oben Genannten in Verdis "Giovanna d’Arco" beeindruckt. Daniele Gatti dirigiert die Wiener Philharmoniker.
Netrebkos Durchbruch
Szenisch war sie seither auch in Gounods "Roméo et Juliette" (2010) und als Mimì in Puccinis "La bohème" zu erleben (2012). Damals war vor allem auch über die Frisur diskutiert worden, die ihr Regisseur Damiano Michieletto verordnet hatte.
Bei der heutigen Premiere darf man sich übrigens auch auf Marie-Nicole Lemieux, die Azucena, freuen, von der bisher in Salzburg kaum die Rede war. Es ist in der Geschichte der Festspiele erst die zweite "Trovatore"-Produktion. Die erste hatte Herbert von Karajan 1962 inszeniert und ’62 und ’63 dirigiert. Die Manricos waren Franco Corelli bzw. James McCracken. Ö 1 überträgt die Aufführung live. Im Fernsehen ( ORF 2) wird dieser "Troubadour" am 15. August (20.15) zu sehen sein.
Plácido Domingo ist fast Stammgast beim Salzburger Sommerfestival. Dennoch ist es bereits 24 Jahre her, dass der heute 73-jährige Sänger dort in einer szenischen Opernproduktion zu erleben war: 1990 als Gustavo III. in Verdis "Maskenball". Seither hat er in zahlreichen konzertanten Aufführungen bzw. nur sanften szenischen Einrichtungen gesungen.
Bei Netrebkos Salzburg-Debüt im Jahr 1998 als Blumenmädchen in Wagners "Parsifal" war Domingo in der Titelpartie zu erleben. Sein Debüt bei den Festspielen gab er 1975 unter Herbert von Karajan als Don Carlo in der gleichnamigen Verdi-Oper. Legendär ist auch sein Hoffmann in Offenbachs "Les Contes d’Hoffmann" in den Jahren 1980 bis 1982.
Im vergangenen Jahr sang Domingo gemeinsam mit Netrebko in Verdis "Giovanna d’Arco" – die Partie des Giacomo, seine erste Salzburger Bariton-Rolle. Ab heute ist der ehemalige Weltklasse-Tenor dort auch als Bariton zu erleben: Er gibt in "Il Trovatore" den Grafen Luna, den Bruder des Manrico.
Am kommenden Samstag ist es soweit: Giuseppe Verdis "Il Trovatore" feiert im Rahmen der Salzburger Festspiele Premiere – und das mit einer Starbesetzung, die die Opernwelt nach Salzburg blicken lässt. Anna Netrebko (in der Rolle der Leonora) und Plácido Domingo (als Graf Luna) treffen auf der Bühne des Großen Festspielhauses zusammen, um in der Inszenierung von Regisseur Alvis Hermanis unter der Leitung von Daniele Gatti zu singen. Francesco Meli mimt Manrico, den Bruder und zugleich Gegenspieler des Grafen Luna. (Der ORF überträgt am 15. August. )
"Wir geben alles!"
"Aber ich bin auch sehr aufgeregt", gibt die 42-Jährige zu. "Viele Teile der Leonora sind sehr schwer zu singen, diese Rolle erfordert große Konzentration." Etwas entspannter wirkte Plácido Domingo vor der Generalprobe des "Il Trovatore": "Wir haben sehr hart und sehr viel geprobt, schließlich haben wir die Verpflichtung, dem Publikum bei diesen Festspielen, dem wichtigsten Musik-Festival der Welt, beste Leistungen abzuliefern."
Vor allem das schauspielerische Können der Sänger gewinne immer mehr an Bedeutung, erklärt der 73-jährige Spanier. "Wir sind im Fernsehen und im Internet ganz nahe zu sehen. Die Erwartungen des Publikums werden immer größer. Wir müssen einfach alles geben." Bühnenkollegin Netrebko stellt indes die Möglichkeiten schauspielerischer Höchstleistungen in Verdis "Il Trovatore", der bei den Salzburger Festspielen zuletzt 1963 unter der Leitung von Herbert von Karajan zu sehen war, stark in Frage.
"Ich muss dir widersprechen, Plácido", so die Sopranistin vor Dutzenden Journalisten. "Es gibt Stellen in der Rolle der Leonora, da kann ich mich nicht einmal einen Millimeter bewegen, weil sie so schwierig zu singen sind. Sei mir nicht böse...", kokettiert sie mit Domingo, mit dem sie im November 2013 in der Staatsoper in Berlin ihr Rollendebüt als Leonora feierte. Salzburg scheint dennoch eine neue, große Herausforderung für sie zu sein.