Kultur

Hunter S. Thompson: Stellengesuch eines Outlaws

Ihn als exzentrisch zu bezeichnen wäre untertrieben. Der Journalist und Autor Hunter S. Thompson war anarchistisch. Vorbestrafter Waffennarr, erklärte er mit 22 in einem Bewerbungsschreiben, er sei "mit dem amerikanischen Journalismus durch".

Die erwartbare Ablehnung seines Stellengesuchs quittierte er mit den Worten: "Glauben Sie bloß nicht, dass mich Ihre Absage daran hindern wird zu kommen, und wenn ich da bin, erinnern Sie mich daran, dass ich Ihnen die Zähne einschlagen (...) werde." Interessanterweise wurde er für sein Schreiben mit der Aussicht auf ein Honorar belohnt und entwickelte sich zum legendären Autor, der mit seinen streng subjektiven Reportagen den amerikanischen Journalismus revolutionierte.

Abschiedsbrief

Heute vor zehn Jahren starb Hunter S. Thompson. Vier Tage, bevor er sich, 67-jährig, eine Schrotflinte in den Mund steckte, hatte der leidenschaftliche Football-Fan in einem Abschiedsbrief angekündigt: "Die Footballsaison ist vorbei". Sein Alter ("langweilig") und Schmerzen nach einer Operation machten ihm zu schaffen. Zeit, Schluss zu machen. Seine Asche ließ er in 34 Feuerwerkskörpern in den Abendhimmel schießen. Ein letztes großes Abenteuer. Bezahlt von seinem Freund Johnny Depp. Er war es auch, der folgende Empfehlung für Thompsons "Gonzo-Briefe" abgab: "Lesen Sie diese Briefe – aber, um Gottes willen, geben Sie diesem Mann niemals Ihre Telefonnummer."
Zeit seines Lebens hatte Thompson mehr als 20.000 Briefe an Zeitgenossen wie Kurt Vonnegut, Joan Baez oder Jimmy Carter geschickt. Die vorliegende Sammlung der "Gonzo-Briefe" enthält Passagen aus Romanen ("The Rum Diary") und Reportagen ("Hell’s Angels"), Briefe an bewunderte Kollegen wie William Faulkner und Schriftstellerfreunde wie Tom Wolfe, private Korrespondenz (an seine Mutter) und skurrile Alltagsbanalitäten wie Beschwerdebriefe ("Ich kann die schreckliche Farbkombination der Schecks und des Scheckhalters, die Sie mir geschickt haben, nicht mehr hinnehmen") sowie seine Ankündigung, in Aspen als Sheriff zu kandidieren ("Trotz des großen Horrors, den ich davor habe, mich selbst als großen Macker anzusehen, bin ich der Meinung, dass es irgendjemand tun muss").

Eine Perle ist sein Bewerbungsschreiben an die N.Y. Times, die per Anzeige "Journalisten, die nach Fakten graben" suchte: "Na gut, mein Freund, dann fangen wir doch am besten gleich einmal mit den wichtigsten Fakten an: Ich brauche Minimum hundert Dollar die Woche, allein schon für Jack Daniel’s; kriegen Sie das hin?"

Zur Person: Gestatten, Dr. Gonzo

Hunter S. Thompson (*1937 in Kentucky, 2005 in Colorado) Mit Storys wie jener über die Hell’s Angels setzte er Maßstäbe in Sachen Reportage. Aus dem Schlüsselroman "Fear and Loathing in Las Vegas" stammt der Begriff des radikal subjektiven "Gonzo"- Journalisten. Thompson war zudem politischer Aktivist und kandidierte als Sheriff in Aspen. Wahlziel: Drogenlegalisierung.

Thompson am Wort - Seine besten Zitate