Hitparaden-Stars: Das Phänomen Unheilig
Von Guido Tartarotti
Unheilig befinden sich auf Österreich-Tour: Am Freitag spielten sie in Graz, am Samstag in Linz, und am Sonntag, treten sie in der Wiener Stadthalle auf (Restkarten noch erhältlich).
Unheilig wurden im Jahr 2000 als Gruppe gegründet. Seit einem Richtungsstreit 2002 besteht Unheilig nur noch aus dem Sänger und Komponisten "Der Graf" (sein Name ist geheim).
Ursprünglich zählten Unheilig zur Gothic-Szene, ihre Musik war harter, elektronischer Rock. Mit dem Album "Große Freiheit", das sich 1,5 Millionen Mal verkaufte und in Deutschland und Österreich Platz eins erreichte, kam 2010 die Wende: Unheilig wurden zum Massenphänomen.
Was Unheilig so sexy macht, ist leicht erklärt: Sie spielen Schlager für die Rock-Generation, Schlager für alle, die vorgeben, Schlager nicht zu mögen. Des Grafen Texte über Tod, Liebe, Treue beschwören pathetisch das große Gefühl. Sie sind – elegant gemachter, rockender – Kitsch. Lieblingsthema: Verlust und Trauer.
Lebenshilfe
Rufen wir als Gutachter den größten Unheilig-Experten in den Zeugenstand – den Grafen selbst. Der forderte im Juli in einem Interview "Mut zum Kitsch": "Wenn im Kino der Held dem Sonnenuntergang entgegen reitet, das ist doch das Schönste, was es gibt – dieses Gefühl, wenn du dich der Emotion völlig hingibst und nachher denkst, ach, war das schön."
Kitsch könne auch eine Art Lebenshilfe sein: "Wenn ich mir eine ältere Dame vorstelle, die den Kitsch braucht, weil sie um ihren Mann trauert, ist der Kitsch doch super – wenn er hilft!"
Und er hilft: Textzeilen wie "Ich wünsche mir, wenn du zu den Sternen siehst/ dass du dich einmal an mich erinnerst/ weil du für immer mein Stern bist" schmiegen sich auch jenen sanft as Gemüt, die ähnliche Textzeilen aus dem Mund von DJ Ötzi oder Andreas Gabalier scharf zurückweisen würden.
Da ist es auch nur logisch, dass Unheilig am 22. September bei der ORF-"Starnacht in der Wachau" in Rossatzbach auftreten, neben Nik P. oder Simone.