Kultur

Herr über die Qualitätspresse

Dieter von Holtzbrinck verwaltet noch bis September ein Reich der journalistischen Exzellenz. Dann wird der legendäre Verleger 75 und tritt vom Aufsichtsratsvorsitz seiner DvH Medien-Holding zurück. In seine Fußstapfen tritt der Österreicher Michael Grabner (67). Der Medienberater, der auch im Aufsichtsrat der Mediaprint (KURIER, Kronen Zeitung) sitzt, ist seit 2012 Stellvertreter Holtzbrincks und wird Aufsichtsratschef einer Qualitätspresselandschaft, die auch in Deutschland ihresgleichen sucht: Handelsblatt, die Hälfte der Zeit, die Wirtschaftswoche, der Tagesspiegel: Die Beteiligungen sind divers und zeichnen sich durch hohe Qualitätsansprüche aus. Das Vorzeigeprodukt schlechthin ist die Wochenzeitung Die Zeit, die allen Marktumbrüchen und kurzatmigen Trends in der Medienlandschaft trotzt: Ausführliche Texte, exzellent recherchiert und mit langem Atem geschrieben. Klingt wie ein Rezept aus dem vorigen Jahrhundert und ist es auch. Die Strategie der Zeit für die Gegenwart: Diversifizierung der Marke. Bildungsmagazine, Kunstzeitschriften, Kongresse ... das Zeit-Universum erstreckt sich mittlerweile bis nach Österreich, für das ein eigener Zeitungsteil produziert wird. Die Auflage war zuletzt stabil.

Spezialisiert

Die deutsche Wirtschaftstageszeitung Handelsblatt stellte sich mit Erfolg der Digitalisierung: Spezialangebote für zahlende Abonnenten sorgen für Einkünfte zusätzlich zum Onlinewerbegeschäft. Daneben stehen Zuwächse in Print: Während andere renommierte Titel wie Spiegel oder Welt bei den vergangenen Auflagenmessungen teils drastisch zurückfielen, verhielt sich die Leserschaft des Handelsblatt gegen den Trend: Die verkaufte Auflage stieg um 1,5 Prozent.

In Berlin hat der Tagesspiegel wiederum mit einem besonders großen, aber eigentümlichen Markt zu kämpfen: Jedes Jahr ziehen in der deutschen Hauptstadt fast 300.000 Menschen um. Die Tageszeitungskonkurrenz ist groß, aber die Herausforderungen für die Abo-Abteilungen versucht man gemeinsam zu meistern. Gemeinsam mit den Mitbewerbern Berliner Zeitung und Berliner Morgenpost sollen Lesermarketing und Anzeigenvermarktung betrieben werden. Laut Geschäftsführer Florian Kranefuß war der Tagesspiegel zuletzt Marktführer in Berlin.