Kultur

Wenn eine späte Liebe herrliche Früchte trägt

Dieser Rekord ist ihm sicher. 86 Jahre musste Herbert Blomstedt alt werden, um erstmals ein philharmonisches Abonnementkonzert leiten zu dürfen. Der schwedisch-amerikanische Dirigent und ehemalige Leiter von Klangkörpern wie der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem San Francisco Symphony Orchestra oder dem Gewandhausorchester Leipzig ist damit der wohl älteste philharmonische Debütant. Und einer der besten.

Anton Bruckners monumentale Symphonie Nr. 5 in B-Dur stand am Wochenende im Musikverein auf dem Programm – ein Werk, das den Interpreten einiges abverlangt. Doch der agile Blomstedt und die bestens disponierten Philharmoniker waren bei Bruckner richtiggehend zu Hause, kosteten bis auf ganz kleine Irritationen den Klangkosmos des Komponisten wundervoll aus.

Facettenreich

Denn Blomstedt legte feinfühlig die Struktur des Werkes offen, setzte auf satte, dunkle, mächtige Klangfarben, ohne dabei je in vordergründiges Pathos zu verfallen. Herrlich die epische Einleitung; sehr langsam, dabei aber nie schleppend das Adagio. Auf das facettenreiche, flotte Scherzo folgte dann ein Finale, das es sprichwörtlich in sich hatte. Großartig hier die Streicher, fabelhaft die Bläser, die im äußerst pompösen Schlusschoral den Ton angaben. Bruckners Apotheose wurde perfekt hörbar.

Am Ende applaudierten die Musiker ihrem Debütanten, der wie auch das Orchester vom Publikum mit Ovationen gefeiert wurde. Ein späte Liebe, die Hoffnung auf mehr macht.

KURIER-Wertung: