Herbe Schönheit: Zwei Alben von Nico neu aufgelegt
Von Marco Weise
Das Schaffen von Nico alias Christa Päffgen 1938–1988) gehört zum Spannendsten, was die (weibliche) Rock-Geschichte der 60er- und 70er-Jahre zu berichten weiß. Die in Köln geborene Künstlerin wurde in New York zum Model, zur Muse und gefragten Sängerin. Nach dem Debüt „Chelsea Girl“ und der Zusammenarbeit mit The Velvet Underground erschien mit „The Marble Index“ (1968) ihr zweites Soloalbum, produziert von John Cale.
Nicos Zweitwerk, auf dem sie am Harmonium spielt, ist schwere Kost und steht für Umbruch: Sie trug damit die Überreste des „Sommer of Love“ zu Grabe. Dazu wurde auch das passende Cover gereicht: Man sieht die blasse Nico mit aufgesprungenen Lippen und schwarzer Schminke. Dazu passt der Sound auf der Platte: sperrig, herb, karg. Nicos einmalige Stimme wird von Streichern zersägt – besonders bewegend: „No One Is There“. 1970 folgte das keineswegs leichter zu hörende „Desertshore“ mit Liedern aus Filmen von Philippe Garrel. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil die beiden Alben soeben neu und mit Extras ausgestattet auf Vinyl und CD veröffentlicht wurden.