Kultur

Der Rest ist Schweigen und Nichtsein

Lustig ist ja, dass das Bild, dass die meisten von „Hamlet“ haben, gar nicht existiert: Hamlet sagt „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ und blickt dabei auf den Totenschädel in seiner Hand. Nur: Beim berühmten „Seins-Monolog“ im 3. Akt, 1. Szene (Hamlet überlegt, ob Leben oder Sterben furchtbarer ist, und kommt wie immer zu keiner Lösung) spielt gar kein Totenkopf mit. Der Schädel – er gehörte zu Lebzeiten dem Hofnarren Yorick – hat seinen Auftritt in der 1. Szene des 5. Akts, und Hamlet sagt „Ach, armer Yorick ...“ Trotzdem gehört im öffentlichen Bewusstsein der Totenkopf zum „Sein oder Nichtsein“, und selbst Menschen, die nie ins Theater gehen, schwören, sie hätten diese Szene so schon gesehen. Andrea Breth inszeniert Shakespeares Tragödie im Burgtheater als nahezu ungekürzte, fast sechs Stunden lange Fassung.

Hamlet“, das ist nicht nur die vielschichtige Handlung, die auch Tonnen von Sekundärliteratur nicht restlos ergründen konnten, sondern das sind auch berühmte Sätze. Etwa der vielleicht schönste Schluss-Satz der Literaturgeschichte: „Der Rest ist Schweigen.“ Weitere Zitate: „Etwas ist faul im Staate Dänemark“, „Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt“ , „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode“. „Schwachheit, dein Name ist Weib“ und „Die Zeit ist aus den Fugen“.

Das Stück, für das Shakespeare wie immer auf alte Stoffe zurückgriff, ist einerseits ganz Philosophie (es geht um Weltschmerz und Seins-Fragen, um politische Umbrüche, um Reformation und Gegenreformation), andererseits ein Grusel-Krimi mit Gespenstern, Wahnsinnigen und vergifteten Klingen. Außerdem ist „Hamlet“, ebenfalls typisch Shakespeare, auch eine Hommage an das Theater selbst.

August Diehl - voller Einsatz in Film und Theater:

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Bemerkenswert: Das (neben „Romeo und Julia“) populärste Theaterstück überhaupt wurde am Burgtheater nur selten inszeniert. Drei Mal – 1778, 1825 und 1851 – am alten Burgtheater am Michaelerplatz. Dann bis zum Zweiten Weltkrieg ein Mal im neuen Haus am Ring: 1920 mit Raoul Aslan. 1947 spielte Albin Skoda im Ausweichquartier im Ronacher (das Burgtheater war von Bomben zerstört worden) den Dänenprinzen.

Dann gab es eine lange Pause, bis 1985 Klaus-Maria Brandauer die Rolle übernahm (Regie: Hans Hollmann). Die Kritiken waren teils vernichtend, das Publikum jedoch stürmte die Aufführungen. 2002 inszenierte Brandauer selbst, der heutige Burg-Star Michael Maertens spielte den Hamlet. Sowohl Maertens als auch die Inszenierung fielen bei den meisten Kritikern durch.

2005 gab es im Burg-Kasino eine spannende Bearbeitung durch den Regisseur Arpád Schilling namens „Hamlet 3“ – drei Schauspieler (Martin Schwab, Markus Meyer, Tilo Werner) verkörperten abwechselnd alle Rollen. Jetzt spielt August Diehl, bekannt durch tolle Theater- und Filmarbeiten, die Rolle, die wie für ihn gemacht scheint. Klassiker-Expertin Andrea Breth inszeniert.

Szenenfotos von "Hamlet" im Burgtheater:

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