Kultur

Geistermythos und Soul-Sängerin-Schicksal

Das erste Wochenende auf dem Filmfestival in Cannes bietet wieder ein Großaufgebot an Stars – wie Oscarpreisträger Matthew McConaughey beispielsweise, und Naomi Watts. Die machen zwar auf dem Teppich immer gute Figur, allerdings wurde der Wettbewerbsfilm "Sea of Trees", in dem sie die Hauptrolle spielen, bei der Pressevorführung mächtig ausgebuht.

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"Good Will Hunting"-Regisseur Gus Van Sant liefert ein Kitsch triefendes, Geigenklang umwölktes Melodram um einen US-Wissenschaftler (McConaughey), der sich in einem japanischen Wald umbringen möchte. Mitten in der Wildnis trifft er auf einen herum irrenden Japaner (Ken Watanabe), und aus dem geplanten Selbstmord wird eine verzweifelte Rettungsmission. Mithilfe von Geistermythos und Selbstfindungsschmalz kommt der Amerikaner wieder auf die Beine. Und warum "Sea of Trees" im Wettbewerb gezeigt wird, ist auch leicht erklärt: Damit Matthew McConaughey und Naomi Watts an der Croisette über den roten Teppich spazieren.

Winehouse-Doku

Viel Aufsehen – bereits im Vorfeld – verursachte auch die Doku "Amy" von Asif Kapadia ("Senna") über das selbstzerstörerische Leben und den Tod der Brit-Star-Soulsängerin Amy Winehouse. Kapadia führte rund 100 Interviews mit 80 Menschen – inklusive der Eltern – und erhielt Zugang zu bisher unveröffentlichten Film- und Tondokumenten. In verwackelten Home-Movies sehen wir Winehouse als Teenager "Happy Birthday" singen, oder, später, mit Freunden zu ihren ersten Auftritten fahren. Bereits vor dem großen Durchbruch mit "Back to Black" nimmt Winehouse’ selbstzerstörerisches Verhalten zu und gerät danach außer Kontrolle. Besonders Winehouse’ Vater Mitch spielt dabei eine fatale Rolle – und distanzierte sich bereits lautstark von dem Film. Tatsächlich mischte Kapadia private Dokumente mit öffentlichen Aufnahmen zu einem unglaublich effektvollen, intimen und tieftraurigem Filmporträt.