Fuzzman: Nachdenkliche Lieder über eine aufkommende Leere
Von Marco Weise
„Kein Glück“, „Nur Krieg für dich“ und „Am Überleben“. Diese Songtitel klingen nicht gerade so, als würde Herwig Zamernik der Alltag gerade ausgesprochen leicht von der Hand gehen. Aber so schlimm ist es nicht, versichert er im Gespräch: „Keine Angst, ich habe keine Midlife-Crisis.“
Es gehe ihm eigentlich ganz okay, auch wenn das neue Album den nicht gerade hoffnungsvoll klingenden Titel „Willkommen im Nichts“ trägt. „Der Titel war einfach irgendwann da – er beschreibt eine gewisse Leere, die sich mit zunehmendem Alter bemerkbar macht: Die Mutter ist tot, die Kinder sind ausgezogen. Klar stellt sich da eine gewisse Leere ein, aber jeder der meditiert, weiß, dass Leere auch wichtig ist“, sagt der Musiker und Produzent, der seit 2005 unter dem Pseudonym Fuzzman Alben veröffentlicht. Der Wahl-Wiener mit Kärntner Vergangenheit ist seit Jahren eine verlässliche Größe in der heimischen Popmusik: Er betreibt gemeinsam mit dem Musikmanager Stefan Redelsteiner, der einst Wanda groß gemacht hat, das Indie-Label „Lotterlabel“, das Schlager-Label „San Tropez Records“, ein Tonstudio in Wien-Neubau, in dem nicht nur u. a. Voodoo Jürgens und Ansa Sauermann Platten unter seiner Regie aufnehmen, sondern natürlich auch der Chef höchstpersönlich seine eingängigen, mit klugen und gesellschaftskritischen Texten versehenen Lieder schreibt. Daneben komponiert er Musik fürs Theater und den Film (zuletzt für Ulrich Seidls „Rimini“, für die Zamernik auch mit einer ROMY ausgezeichnet wurde).
Heute, Freitag, veröffentlicht er als Fuzzman seine neue Platte mit dem bereits eingangs erwähnten Titel „Willkommen im Nichts“. An seiner Seite agieren dabei erneut die Singin' Rebels, die mittlerweile zu seiner Stammband geworden sind.
Für Idioten
Durch die elf neuen Songs zieht sich ein wohlig-warmes, herbstlich-melancholisches und souliges Klangbild. Es gibt Klavier, Streicher, Bläser, eine stets gelassene Rhythmusabteilung, lieb miteinander spielende Gitarren und eine sich direkt ins Herz eiernde Orgel. Das Ganze ergibt dann den „Fuzzsoul-Sound“, wie es im Pressetext heißt, den Zamernik seit seinem selbstbetitelten Debütalbum forciert. Der in Wien geborene Ex-Bassist der in den Neunzigerjahren kurz einmal weltberühmten Band Naked Lunch verbrachte viele Stunden seines bisherigen Lebens in Kärnten. Diesem Bundesland widmet er mit „Mein Südland“ auch ein sehr persönliches Lied, das eine mögliche Alternative zum historisch belasteten Kärntner Heimatlied sein könnte. In diesem zum Schunkeln einladenden Lied geht es dann auch um das Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit, deswegen sei er aber nicht aus Kärnten ausgewandert – er sei wegen der Liebe zurück nach Wien gezogen.
In Songs wie „Die letzten Idioten“ oder „Die Verworrenen“ besingt der 50-Jährige wieder zunehmende demokratiefeindliche Bewegungen, also jene Menschen, die irgendwann im Leben einmal falsch abgebogen sind. Dabei bleibt er textlich zwar etwas vage, aber von einer im Alter zunehmenden Milde spürt Zamernik noch nichts. Gut so.
Heute, Freitag, startet Fuzzman in Linz auch seine „Willkommen im Nichts“-Tour. Weitere Stationen: Innsbruck (14.10.), Klagenfurt (21.10.), Graz (10.11.), Weyer (11.11.), Salzburg (18.11.), Wien (25.11.).