Kultur

Fotograf Asselin über Monsanto: „Sie wiederholen dasselbe Muster“

Monsanto ist ein Sack voller Würmer“, sagt Mathieu Asselin. „Ich denke, Bayer hat vor der Übernahme unterschätzt, wie viele Gerichtsverfahren diese Firma bringen wird. Und es ist noch lange nicht vorbei!“
Der französische Fotograf hat sich mit dem Chemiekonzern Monsanto mehr als sechs Jahre lang intensiv beschäftigt. Mit dem Resultat seiner Recherchen, einem Fotobuch und einer Wanderausstellung, tourt Asselin seit 2017 durch die Welt. Als er im März damit beim Festival „Foto Wien“ Station machte, bestätigte ein Gericht in San Francisco gerade den Zusammenhang zwischen der Krebserkrankung eines Klägers und „Round-up“, dem glyphosathaltigen Unkrautvernichter des 2018 vom Bayer-Konzern geschluckten US-Chemiekonzerns. Am Dienstag sprach nun ein Gericht einem Ehepaar zwei Milliarden US-Dollar (1,78 Miliarden Euro) an Schadenersatz in einem ähnlichen Fall zu.

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Das System

Monsanto – heute Bayer – musste schon oft viel Geld zahlen“, sagt Asselin im KURIER-Gespräch. „Aber bisher lag immer viel Zeit zwischen den Gerichtsverfahren. Der Unterschied ist, dass die Verfahren nun in rascher Abfolge kommen – und es kommen noch viele.“

In seiner Arbeit wolle er nicht einzelne Fälle, sondern ein System sichtbar machen, sagt der in Venezuela aufgewachsene Fotograf, der von seinen Eltern für den Protest gegen Monsanto sensibilisiert wurde. Das Unternehmen steht nicht nur wegen Glyphosat, sondern auch wegen DDT, dem Weichmacher PCB und dem im Vietnamkrieg eingesetzten Entlaubungsmittel „Agent Orange“ seit Jahrzehnten in der Kritik. Die letztgenannte Substanz hatte schwere Missbildungen zur Folge.

Asselin reiste mehrmals in die USA und nach Vietnam, um Betroffene abzulichten.

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Doch diese Bilder sind nur ein Baustein seines Projekts: Auf Buchseiten und Ausstellungswänden kombiniert er seine Aufnahmen mit dem eigenen Werbematerial von Monsanto aus verschiedenen Jahrzehnten, installiert Bildschirme mit den (zuletzt oft fallenden) Börsenkursen des Bayer-Konzerns und stellt Dokumente aus: Dazu zählen etwa Medienberichte über die Verschmutzung der als „Monsanto City“ gegründeten Kleinstatt Sauget/Illinois oder Verträge, die US-Farmer an die exklusive Verwendung von genetisch verändertem Saatgut binden.

„In meiner Arbeit sehen Sie, dass der Konzern dieselben Muster Jahr für Jahr wiederholt“, sagt Asselin, der davon ausgeht, dass Bayer noch lange für Auswirkungen von Monsanto-Produkten, die heute noch gar nicht offensichtlich sind, gerade stehen wird müssen. Trotz seiner Anti-Bayer-Stoßrichtung wurde Asselin übrigens noch nicht gerichtlich belangt: „Sie haben größere Probleme als einen kleinen Fotografen, der schlecht über sie redet“, sagt er.

INFO

Asselins Buch „Monsanto – une enquête photographique“ ist derzeit nur auf Französisch verfügbar (38,95 €). Im September erscheint eine aktualisierte englische Paperback-Fassung.