Filmkritik zu "Tagebuch einer Pariser Affäre": Sex ohne Stress
Von Alexandra Seibel
„Ich möchte mit dir schlafen.“ Unmissverständlicher lässt es sich nicht formulieren: Der angesprochene Mann ist baff – und noch dazu verheiratet mit Kindern. Aber die Versuchung ist einfach zu groß, die Frau zu begehrenswert. Zumal sie – geschiedene Mutter – ihm glaubhaft versichert, es ginge ihr nur um das eine: „Jemanden zum Sex treffen, der keinen Stress macht.“
Simon und Charlotte beginnen eine klassische Affäre. Treffen im Hotel, im Park, in der Buchhandlung oder in der Wohnung eines Freundes. Jede Begegnung wird wie bei einer Tagebucheintragung per Datum eingeblendet. Im Hintergrund blüht Paris in frühlingshafter Schönheit.
Regisseur Emmanuel Mouret interessiert sich mit leichter Hand für die Fallstricke der Liebe, selbst wenn sie sich „nur“ als Bettgeschichte verkleidet. Sexszenen lässt er gänzlich aus, er zeigt das heimliche Paar immer nur „davor“ oder „danach“. Beide versuchen, mit viel – manchmal allzu viel – Gerede ihre Gefühle in Zaum zu halten.
Sollen sie sich der Leidenschaft überlassen oder doch lieber Zurückhaltung üben? Egal welche Antwort, wer mit dem Feuer der Liebe spielt, riskiert Verbrennungen.
INFO: F 2022. 100 Min. Von Emmanuel Mouret. Mit Sandrine Kiberlain, Vincent Macaigne.