Kultur

Es braucht keine Hölle - die Erde genügt

Was der Teufel so treibt, war immer schon ein Anliegen der Literatur, von Dante über Goethe bis Bulgakow. Mit Michael Poores Mr. Scratch – so nennt man den Teufel in Amerika – stellt sich nun einer vor, der zwar keinen Pferdefuß, aber das schwarze Haar zum Pferdeschwanz gebunden hat: Er erinnert ein bisschen an Robert De Niro in „Angel Heart“.

Mr. Scratch ist ein armer Teufel. Könnte sein, dass er sogar eine Seele hat; und dafür, dass die Menschen ihm ständig ihre anbieten, kann er nichts. Er ist Luzifer, ein gefallener Engel, der aus Liebeskummer ins Weltgeschehen hineingezogen wurde. Seit seine große Liebe beschlossen hat, dass die Erde kein guter Ort ist, versucht er, die Zivilisation neu zu erfinden. Des Teufels Lieblingsland wird Amerika, sein Lieblingsinstrument ist Geld. Rasch stellt sich heraus: Es braucht keine Hölle – die Erde genügt.

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„Up jumps the Devil“ heißt Michael Poores Debüt im Original – auf Deutsch „Der raffinierte Mr. Scratch“. Ein Märchen, das auf eine wilde Zeitreise entführt. Überall, wo etwas los ist, ist Scratch dabei: Beim Kennedy-Mord ebenso wie bei Franklins Erfindung des Blitzableiters – wie ein diabolischer Forrest Gump. Was zunächst etwas vulgär daherkommt, entpuppt sich als großartige Unterhaltung, man lässt sich gerne entführen. Besonders interessant ist des Teufels Blick darauf, was wir als Katastrophe empfinden – Stichwort 9/11. Und seine Sicht der Schöpfungsgeschichte ist ... nicht sehr katholisch.

KURIER-Wertung:

INFO: Michael Poore: „Der raffinierte Mr. Scratch“ Übersetzt von Axel Merz. Lübbe Verlag. 448 Seiten. 17,50 Euro.