Erwin Wurm mit Staatspreis ausgezeichnet
An seinem 59. Geburtstag ist am Samstagvormittag der Künstler Erwin Wurm in Salzburg mit dem Großen Österreichischen Staatspreis 2013 ausgezeichnet worden. Um die Frage, warum der Preis verliehen und nicht verschenkt werde, kreisten die Dankesworte des in Bruck an der Mur geborenen und heute im niederösterreichischen Limberg lebenden Künstlers, der sich auch Gedanken um das herrschende "Fettarschsystem" machte, in dem etwa Lehrergewerkschafter ("Ein Mount Everest unter den Hoffnungsträgern") "mit fetten Ärschen den Kindern die Zukunft verstellen". Sprach es, bat seine beiden Söhne Michael und Laurin zu sich und nahm seine kleine Tochter Estée auf den Arm: "Sie sind die Zukunft", so der stolze Vater abschließend, ehe eine Geburtstagstorte angeschnitten wurde.
Viel Prominenz
Vor Gästen wie den Architekten Wilhelm Holzbauer und Gustav Peichl, Künstlern wie Brigitte Kowanz und Manfred Wakolbinger, Galerist Thaddaeus Ropac, Sammler Karlheinz Essl, Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer oder Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann machte Kunstsenats-Präsident Josef Winkler seine Rede zu einer "Wortskulptur" ähnlich jener, mit der Wurm am Donnerstagabend in der Galerie Ropac für große Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Statt mit den Gurken im Werk Erwin Wurms beschäftigte er sich jedoch mit einem Totenschädel-Objekt des Künstlers, in dessen Augenhöhlen zwei Bananen stecken.
"Wurmland"
"Was ist von einem Staatpreisträger zu halten, der sich als Essiggurkerl porträtiert?", fragte Max Hollein in seiner Laudatio und hob hervor, dass Humor und Ironie Wurms Werk nicht nur oft "komisch, absurd und skurril" wirken ließen, sondern "eine Einladung zur Selbstentblößung und zur Selbsterkenntnis" darstellten. "Erwin Wurm hat für das Disfunktionale des menschlichen Individuums die richtige Form gefunden." Mit seinen Staubskulpturen, den "one minute sculptures" oder "verfetteten", aufgeblähten bürgerlichen Statussymbolen habe er auch den herkömmlichen Skulpturenbegriff "erweitert, zerdehnt und verformt". Auch die sozialen Medien von heute, seien mittlerweile "Wurmland", in dem es vor Nachahmungen seines Werks wimmle, "Missverständnisse eingeschlossen".
Der mit 30.000 Euro dotierte Große Österreichische Staatspreis ist die höchste Auszeichnung, die von der Republik Österreich einmal jährlich einer Künstlerin oder einem Künstler für hervorragende Leistungen verliehen wird. Er wird auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats ohne festgelegtes Rotationsprinzip innerhalb der Sparten Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur für ein künstlerisches Lebenswerk vergeben. 2012 ging der Preis an den Schriftsteller Peter Waterhouse. Im Bereich Bildende Kunst erhielt zuletzt 2009 Brigitte Kowanz diese Auszeichnung. "Wehe, einer meiner Freunde sagt in Zukunft: Der Staatskünstler kommt!", warnte Erwin Wurm.