Kultur

Serien-Autor Zickler: Er lacht und weint beim Schreiben

Er war Radio-Programmchef, verantwortete TV-Shows in Österreich und Deutschland und gewann Preise mit Hörspielen: Mischa Zickler. Der 53-Jährige lieferte mit den Büchern zu „Walking on Sunshine“ die Vorlage für einen potenziellen Seher-Hit, wie 789.000 Zuseher zum Start belegten.

KURIER: Warum das Wetter als Thema einer Serie?

Mischa Zickler: Das Wetter ist jeden Tag eine der meistgesehenen Sendungen. Es ist etwas, was jeder Mensch täglich wahrnimmt, ob die Sonne scheint oder es regnet. Das Wetter ist außerdem ein häufiges Gesprächsthema – es hat etwas Verbindendes, das war für mich der Ansatz.

Hatten Sie den ORF beim Schreiben vor Augen?

Ich kenne ja auch einige andere Sender von innen. Aber ich kann diese Jahre beim ORF beim Schreiben nicht einfach ablegen. Ich habe hier sehr früh, mit 18, begonnen und meine Arbeit in diesem Unternehmen hat mich geprägt. Dennoch gibt es keine konkreten Ereignisse oder Menschen im ORF, auf denen die Serie beruht. Das macht ja gerade den Spaß aus, sich das auszudenken.Und die Besetzung kannte ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch gar nicht.

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Sie sind noch als Mastermind hinter Shows wie „Taxi Orange“ und „Starmania“ in Erinnerung. Wie sind Sie nach den Jahren in der Unterhaltung – auch in Deutschland – auf das Schreiben verfallen?

Das war etwas, was ich schon sehr lange tun wollte und nach meiner Rückkehr aus Deutschland ist dieser Wunsch konkreter geworden. Ich habe schon früher beim Radio Hörspiele gemacht und es hat mich gereizt, auch fürs Fernsehen zu schreiben. Nun ist das Vorhaben das eine – das andere ist die richtige Kombination aus Glück und Gelegenheit, die einem gegeben wird, und für beides bin ich sehr dankbar. Es war also keine plötzliche Entscheidung.

Es ist aber doch ein weiter Weg von, zum Teil preisgekrönten, Hörspielen zu einem Tatort („Die Faust“) und weiter zur Hauptabend-Serie – das sind höchst unterschiedliche Universen.

Ö1 und ORFeins sind natürlich unterschiedlich. Doch das Verbindende ist die Lust daran, eine Geschichte zu erzählen. Das ist etwas, was ich immer hatte und was sowohl für Ö1 wie ORFeins das gleiche ist.

Wie arbeiten Sie?

Wenn ich mit anderen Autoren und Autorinnen spreche, finde ich es spannend, wie jeder seine ganz eigene Arbeitsweise hat. Ich selbst mache Lärm beim Schreiben, ich spiele die Szenen und schreibe sie sozusagen mit. Das hilft mir bei der Emotion und den Dialogen. Bei einer traurigen Szene kommen dann auch schon mal die Tränen, nicht anders ist es bei lustigen Szenen. Da ist für mich kein Unterschied, Szenen müssen sich aus der Handlung und aus den handelnden Menschen ergeben.

Die Serie ist keine Nabelschau des ORF, zeugt aber doch von einem hohen Maß an Selbstironie.

So etwas zu schreiben macht große Freude. Wetter und ORF, das ist ja auch etwas, zu dem fast alle Menschen in diesem Land eine Meinung haben. Die Fähigkeit, über sich lachen zu können, tut jedem gut, auch einem Unternehmen. Sich nicht in jedem Moment ernst zu nehmen, ist wichtig. Gleichzeitig muss man aber als Autor in diesem Prozess die Figuren ernst nehmen, die Handlung und vor allem das Publikum.

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„Walking on Sunshine“ lebt auch von einer großen Anzahl von Akteuren. Ist das schon die Aufstellung für weitere Folgen?

Es ist eine Ensembleserie. Aber das hat sich aus der Arbeit an der Serie ergeben. Die zehn Folgen der ersten Staffel haben einen richtigen Abschluss, aber das ist kein Raumschiff mit Außerirdischen, das alle dahinrafft. Man kann das auch beim Schreiben nicht von vornherein so anlegen, dass eine Serie ewig dahingeht. Ich habe immer einen Plan für die nächsten paar Folgen gehabt, aber keinen, der in die weite Zukunft reicht. Dazu kommt, dass sich die Dinge beim Schreiben verändern. Da kann es sein, dass ich plötzlich eine andere Abzweigung nehme und dann stimmt der davor gefasste Plan nicht mehr. Jedenfalls verunmöglicht die Handlung eine Fortsetzung nicht.

Was ist diese Serie? Es gibt Elemente aus Comedy, Drama, ja sogar Krimi.

Die Serie hat viele Charaktere und deshalb werden auch viele Themen darin verarbeitet. Aber ein Polizist, der einmal durch das Bild läuft, macht daraus noch keinen Krimi und ein Kuss noch kein Liebesdrama. „Walking on Sunshine“ ist nicht die Geschichte der Wetterredaktion, sondern von den Menschen, die dort arbeiten. Da geht es um Neid wie um Kränkung, um Zuneigung und Hass, Ehrgeiz und Enttäuschung. Es ist das der Versuch, den gesamten Kanon menschlicher Gefühle in einen Wetterbericht zu packen. Ich hoffe aber, dass ich keine Menschen geschrieben habe, die grundsätzlich zynisch durchs Leben gehen.

Auch nicht Robert Palfraders eitler Wetter-Moderator Otto Czerny-Hohenburg?

Otto hat schon noch Leidenschaft in sich und will etwas vom Leben. Er möchte, meine ich, tatsächlich Menschen gut unterhalten und ein beliebter Star sein. In diesem Spannungsfeld spielt sich die Figur ab.              

Warten Sie jetzt Standby auf die Entscheidung des ORF über eine Fortsetzung?

Ich habe mich bis jetzt immer durchs Berufsleben treiben lassen und will Dinge einfach ausprobieren.

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