Kultur

Filmabend mit Diskussion: Die Erinnerungen von Emile Zuckerkandl

Emile Zuckerkandl, geboren 1922 in Wien, ist der einzige Enkel der Schriftstellerin und Journalistin Berta Zuckerkandl-Szeps.

Emile Zuckerkandl ist auch ein Großonkel des Filmemachers Rainer Frimmel: Mit diesem führte er bis kurz vor seinem Tod lange Gespräche, in denen er sich an seine berühmte Großmutter erinnerte, mit der ihn eine innige Beziehung verband.

Frimmel formte aus den Begegnungen mit Zuckerkandl das feinfühlige Filmporträt „Emile – Erinnerungen eines Vertriebenen“, das am Mittwoch, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, im Stadtkino im Künstlerhaus (19.30 Uhr) gezeigt wird.

Rainer Frimmel stattete Emile Zuckerkandl, einem pensionierten Evolutionsbiologen mit Wohnsitz in Palo Alto, ab 2010 bis zu dessen Tod 2013 mehrere Besuche ab. Im Gespräch mit seinem Großneffen lässt Emile Zuckerkandl in wunderschönem Alt-Wienerisch seine Erinnerungen aufleben – an Berta Zuckerkandl, die ein „seelensguter Mensch“ war. Und an deren literarischen Salon, in dem die künstlerische Elite Wiens verkehrte – und in dem Klimts „Mohnwiese“ an der Wand hing und Möbelstücke von Josef Hoffmann standen.

Die illustre Gästeliste reichte von Stefan Zweig über Alma Mahler bis hin zu Joseph Roth. Berta Zuckerkandls Lieblingsgast war Egon Friedell, ein „unglaublich witziger Mann“, der aber seine „Sünde, die Nazis unterschätzt zu haben“, mit einem Sprung aus dem Fenster „abbüßte“.

Albert Einstein zu Gast

Im Alter von 12 Jahren begann der kleine Emile ein Autogrammbuch zu führen: „Für Herrn Zuckerkandl Junior“, notierte etwa Albert Einstein 1932 dem Buben ins Erinnerungsbuch: „Jeder Blödsinn kann dadurch zu Bedeutung gelangen, dass er von Millionen Menschen geglaubt wird.“

Rainer Frimmel filmt Zuckerkandl in Schwarz-weiß und konzentriert sich ganz auf dessen Erzählungen: Vor unseren inneren Augen entstehen Bilder an eine behütete Kindheit in Purkersdorf, der Einmarsch Hitlers und eine abenteuerliche Flucht der jüdischen Familie Richtung Algiers. Viele von ihnen fielen den Nazis zum Opfer.

Emile Zuckerkandls Erinnerungen entfächern sich an der Schnittstelle von privatem Erleben und politischem Weltgeschehen zum eindringlichen Zeitdokument. 2013 erwarb die Österreichische Nationalbibliothek seine Tagebücher. Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es ein Gespräch mit Rainer Frimmel und Bernhard Fetz, Leiter des Literaturmuseums der ÖNB.