Elf Plätze in Bad Ischl sollen nach Frauen benannt werden
Von 260 Straßennamen in Bad Ischl sind nicht einmal eine Handvoll nach Frauen benannt. Mario Friedwagner hat daher ein Projekt, Frauen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, bei der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 eingereicht - ohne Erfolg. Jetzt setzt er es als Leader-Projekt mit der Stadt um, am Freitag präsentierte er es mit Bürgermeisterin Ines Schiller (SPÖ).
Zwölf Orte hat eine von Friedwagner eingesetzte Historikerkommission der Stadt vorgeschlagen, die weibliche Namen erhalten könnten. Außer vier Frauenrechtlerinnen (Bertha von Suttner, Frieda Raimann, Marie Spanitz, Karoline von Perin) handelt es sich um acht Opfer der NS-Diktatur, die aufgrund ihrer Herkunft (Betty Kohn, Helene Löhner), religiösen Weltanschauung (Rosalia Hahn, Pauline Schlägl), ihrer Behinderung oder Erkrankung (Elisabeth Müllegger, Franziska Sams) oder ihres Widerstands (Karoline Gaiberger, Theresia Pesendorfer) ermordet oder vertrieben wurden.
Bis auf zwei Frauen lebten sie in Bad Ischl oder hatten, da sie regelmäßig zur Sommerfrische dort waren, einen engen Bezug zur Stadt, erklärte Nina Höllinger von der Historikerkommission.
Platz im Kurpark für Theresia Pesendorfer
Fix ist schon jetzt, dass am 9. Mai 2024 beim Kurpark im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 der Theresia-Pesendorfer-Platz eröffnet wird, meinte die Bürgermeisterin. Die Aktivistin des politischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus hat überlebt und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das „Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs“ erhalten.
Die restlichen elf Umbenennungen sollen im Dezember im Gemeinderat beschlossen werden, hofft Schiller. Wobei der Begriff Umbenennung nicht wirklich passend ist.
Denn bis auf einen sind die öffentlichen Plätze, die einen Frauennamen erhalten sollen, bisher namenlos. Darin sieht Friedwagner die Chance, dass die Namensgebung ohne großen administrativen Aufwand zügig erfolgen könne.
Stelzhamer-Entfernung vorgeschlagen, Bürgermeisterin dagegen
Der vorgeschlagene Franziska-Sams-Kai wäre die einzige Umbenennung eines historisch belasteten Straßennamens, des Franz-Stelzhamer-Kais.
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SPÖ-Bürgermeisterin Ines Schiller, bei der Friedwagner mit seinem Projekt prinzipiell "offene Türen eingerannt" sei, unterstützt das Leader-Projekt vollinhaltlich: "Als erste Bürgermeisterin von Bad Ischl ist es mir wichtig, dass Frauen sichtbar gemacht werden. Auf Frauen wurde immer vergessen."
Wobei sie bei einem Punkt nicht mit der Kommission übereinstimmt: Bei der vorgeschlagenen Umbenennung des Franz-Stelzhamer-Kais. "Das muss die Politik entscheiden", sagte Schiller, "ich selbst werde nicht für die Umbenennung stimmen."
Sie tritt dafür ein, bei Stelzhamer-Straßen und Denkmälern mit Zusatztafeln dessen Rolle als Antisemit für den Nationalsozialismus zu erläutern.