Kultur

Von der Dunkelheit ins Licht

Opernfreunde dürfen sehr gespannt sein. Kommenden Sonntag (29. März) hat an der Wiener Staatsoper "Elektra" von Richard Strauss Premiere. Am Pult steht – als Einspringer für den ehemaligen Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst – der Finne Mikko Franck. Regie führt Uwe-Eric Laufenberg, der 2016 (als Einspringer für Jonathan Meese) bei den Bayreuther Festspielen Richard Wagners "Parsifal" inszenieren wird und Intendant am Staatstheater Wiesbaden ist.

Spiegelbild

Wie die Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern verlaufen ist? "Großartig", sagt Franck. "Ich habe selten eine so musikalische Umsetzung gesehen." – "Das Lob kann ich nur zurückgeben", meint Laufenberg. "Ich denke, wir haben wirklich eine extrem harmonische Partnerschaft bei dieser Produktion. Und was die Sänger, allen voran Nina Stemme als Elektra, leisten, ist sensationell", so Laufenberg. Elektra ist in Laufenbergs Deutung auch die zentrale Figur. "Es hat schon seinen Grund, warum diese Oper nach ihr benannt ist. Alle anderen Protagonisten werden wie ein Spiegelbild nur durch Elektras Augen gesehen. Sie ist in ihrem Hass, ihrem Fanatismus, ihrer Sucht nach Rache das logische Zentrum. Und sie ist traumatisiert. Man sollte nicht vergessen, dass dieses Werk Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Da war die Psychoanalyse bereits im Kommen. Strauss und sein Librettist Hofmannsthal waren davon sicher nicht unberührt", so Laufenberg. Nachsatz: "Und genau in dieser Zeit wird auch unsere ,Elektra‘ spielen. Wir lassen – wie Strauss es selbst wollte – jede Antikisierung, jedes zu opernhafte Gepränge bewusst weg."

Klangmassen

"Dazu ist die Musik auch viel zu modern", so Dirigent Franck. Strauss hat da etwas für die damalige Zeit Revolutionäres geschaffen. Das will ich mit dem Orchester hörbar machen. Wichtig ist, dass man diese Klangmassen bündelt, ohne die Sänger zu übertönen. Auch wenn das an manchen Stellen fast unmöglich ist." Laufenberg ergänzt: "Aber dort, wo es nicht möglich ist, spielt das keine so große Rolle, weil sich in der Musik selbst alles mitteilt. Aber ich bin für Mikkos Feingespür natürlich dennoch dankbar, denn die Worte sind schon wichtig", so der ausgebildete Schauspieler Laufenberg, der auch gern reines Sprechtheater inszeniert.

Was aber soll das Publikum aus dieser ,Elektra‘ mitnehmen? "Die gute Musik", lacht Franck. "Und die Zuschauer sollen mit uns und mit den Figuren den Weg durch den Wahnsinn in die Katharsis gehen, also von der Dunkelheit ins Licht. Die Frage ist nur, ob es am Ende tatsächlich ein Licht gibt."

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Albträume

Und wie geht es Laufenberg und Franck so knapp vor der Premiere? Werden die beiden auch wie Klytämnestra im Stück von Albträumen geplagt? Franck: "Wie Sie wissen, ist Schlafen mein absolutes Lieblingshobby, und ich kann es immer noch mühelos betreiben." Laufenberg: "Ich hatte während der Proben tatsächlich einmal einen Albtraum." Lachend: "Den habe ich dann auch gleich an den Lichtdesigner weitergegeben und dieser hat mich im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht geführt."

"Elektra": Die Fakten
Werk: Uraufführung: 1909 in Dresden.
Dirigent: Mikko Franck.
Regie: Uwe-Eric Laufenberg.
Ausstattung: Rolf und Marianne Glittenberg.
Mit u. a: Nina Stemme, Anna Larsson, Anne Schwanewilms, Falk Struckmann, Norbert Ernst, Wolfgang Bankl.