Kultur

Eine Kunstmesse geht ins Theater: Die neue "Stage Bregenz"

Licht, Inszenierung, Ambiente, Bühnenbild: Auch die bildende Kunst braucht einen theatralischen Auftritt, wenn sie etwas gelten will. Und wer schon einmal auf einer Vernissage war, weiß, dass auch das Publikum derlei Anlässe gern zur (Selbst)inszenierung nutzt. Es ist also nicht verkehrt, diese Sache ganz offensiv anzugehen und eine Messe für zeitgenössische Kunst in einem Theatergebäude aufzubauen. Deswegen heißt die Veranstaltung, die am Donnerstag in Bregenzer Festspielhaus ihre VIP-Eröffnung feierte und noch bis Sonntag für Publikum geöffnet ist, auch "Stage Bregenz". Das Premierenpublikum zeigte sich angetan.

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Konzipiert wurde die "Stage" von Renger van den Heuvel, der in Wien lange als Geschäftsführer der "Viennacontemporary" wirkte und dann, im Pandemiefrühling 2021, mit der Messe "Spark" einen Lichtblick im Wiener Messebetrieb etablierte (später legte er seine Funktion wegen organisatorischer Zwistigkeiten zurück, die "Spark" findet nach einer Absage 2023 heuer unter anderer Führung statt). Der Ruf, den sich van den Heuvel als Messemacher schuf, bewog aber zahlreiche Wiener Galerien dazu, ihm nun auch an den Bodensee zu folgen. Mit einem Mix von internationalen und regionalen Ausstellern sind es nun überschaubare 45 Teilnehmer, deren gemeinsamer Auftritt durchaus so etwas wie Festspielcharakter versprüht. 

Stationentheater

Der "Stage"-Macher weiß nämlich sehr gut, dass eine Messe ebenso sehr Vernetzungs- wie Verkaufsveranstaltung ist und setzt auf eine Abfolge von Begegnungszonen: Vom Foyer, in dem beleuchtete Schminktischchen nochmal den Bühnen-Charakter hervorstreichen, gelangt man durch den Zuschauerraum auf die Hauptbühne, wo etwa Gregor Bodnár aus Wien den slowenischen Künstler Vadim Fishkin präsentiert, der ebenfalls mit theatralischen Elementen wie Scheinwerfern und Projektionen arbeitet. Die Galerie Hubert Winter ist mit feinen Material-Zeichnungen und Skulpturen der Künstlerin Judith Fegerl präsent, die Jecza Gallery aus Rumänien präsentiert Constantin Flondor, einen heute 87-Jährigen, dem es gelang, auch im repressiven Ceausescu-Regime feinsinnig-abstrakte Arbeiten zu realisieren. 

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Etwas konventionelleres Messeformat hat jener Bereich, der die große "Werkstattbühne" des Festspielhauses füllt. Einige Galeristen loben im Gespräch die - dank Holzboden, hoher Räume und großzügig dimensionierter Kojen - gelöste Atmosphäre, die sich deutlich vom Messehallen-Flair abhebt. Neben bekannten Größen wie den Galerien Sommer und Krinzinger, die dem (im Kunsthaus Bregenz gerade mit einer Schau präsenten) Günter Brus huldigen, der Galerie Hilger (u. a. mit Gunter Damisch) und den konzeptuelle Kunst fokussierten Wiener Austellern Georg Kargl und Christine König ist hier u. a. die Vorarlberger Local-Heroin Lisi Hämmerle (mit Claudia Larcher) oder die Galerie Philia aus Genf (mit witzigen Installationen des Dänen Mark Sturkenboom) zu Gast:  Auch Fotografie aus den Landessammlungen hat einen eigenen, von der Fotoexpertin Verena Kaspar-Eisert kuratierten Schaubereich in einem Trakt des Festspielhauses. Die Vernetzung von Playern der Region ist ein erklärtes Ziel van den Heuvels.

Drehbühne mit Rückhalt

Unterstützung erhält der Impresario dabei von der Politik: Neben Stadt Bregenz und Land Vorarlberg zählt auch das Kulturministerium (BMKÖS) und das Außenministerium zu den öffentlichen Förderern der Veranstaltung, die in enger Kooperation mit dem Stadtmarketing Bregenz entwickelt wurde - man wolle gezielt auch abseits der Festspielsaison Publikum an den See bringen, hieß es bei der Pressekonferenz. Mit insgesamt rund 140.000 Euro beziffert van den Heuvel die öffentlichen Förderungen, die die Messe bezieht - das meiste davon fließe in Sonder- und Vermittlungsprojekte. Vertraglich ist die Kooperation auf drei Jahre  vereinbart, Ziel sei es, die "Stage" langfristig als Kunst-Drehscheibe bzw. Drehbühne zu etablieren.