Kultur

Ein grandioses Antikriegsdrama, das immer unter die Haut geht

Giuseppe Verdi und Richard Wagner (beide wurden vor 200 Jahren geboren) sind heuer omnipräsent. Der dritte Jahresregent (100. Geburtstag) hat es da schon ungleich schwerer. Abgesehen von der Wiederaufnahme der Oper „Peter Grimes“ im November im Haus am Ring, ist Benjamin Britten meist nur im Konzertsaal anzutreffen.

Immerhin. Denn Britten war – das muss nochmals ausdrücklich betont werden – ein absoluter Gigant, dessen Kompositionen immens unter die Haut gehen. Vor allem das 1962 uraufgeführte „War Requiem“ (für Sopran, Tenor, Bariton, Knabenchor, gemischten Chor, Orchester, Kammerorchester und Orgel) ist ein Meilenstein, der von allen Interpreten enormes Können verlangt.

Intensität pur

Im Musikverein jedoch kam Britten vollends zu seinem Recht. Denn das London Philharmonic Orchestra unter der analytischen Leitung von Chefdirigent Vladimir Jurowski, die exzellenten Musiker des Kammerorchesters (Leitung: Neville Creed), der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde (Einstudierung: Johannes Prinz) sowie die außerhalb des Saales klug postierten Wiener Sängerknaben (Leitung: Gerald Wirth) sorgten für Intensität.

Brittens so virtuose Verknüpfung des lateinischen Textes der Missa pro Defunctis mit den englischsprachigen Gedichten des 1918 an der Front gefallenen Wilfred Owen kam bestens zur Geltung. Tadellos die Chöre und das Orchester, auch wenn Jurowski durchaus noch mehr an Emotionen hätte zulassen dürfen. Für diese sorgten dafür die Solisten. Etwa die Sopranistin Evelina Dobračeva (als Einspringerin), vor allem aber Tenor Ian Bostridge sowie Bariton Matthias Goerne als letztlich im Tod vereinte, feindliche Soldaten. Berührender kann man Britten kaum singen.

KURIER-Wertung: