Kultur

Dirigent Altinoglu: "Oper ist kein Museum"

Am Sonntag ist es so weit: Die Wiener Staatsoper zeigt ihre erste Saisonpremiere: Die Neuinszenierung von Giuseppe Verdis "Macbeth". Ein Shootingstar steht dabei am Pult: Alain Altinoglu, der damit seine erste Premiere am Ring dirigiert und ab Jänner 2016 als Musikdirektor die Geschicke des Théatre de La Monnaie in Brüssel mitbestimmen wird.

"Shootingstar? Nein, das bin ich nun wirklich nicht", sagt der 39-jährige Franzose im KURIER-Gespräch. "Ich bin einfach ein Dirigent, der das Glück hat, mit großartigen Orchestern und an großartigen Häusern arbeiten zu dürfen." Und ganz bescheiden: "Ohne Orchester wäre ich doch gar nichts. Immerhin machen die Damen und Herren im Graben die Musik. Ich kann nur die Einsätze geben und ein Werk gewissenhaft erarbeiten."

Im konkreten Fall also "Macbeth", eine Oper, die Altinoglu noch nie zuvor dirigiert hat. An der Staatsoper wird Altinoglu die revidierte Fassung des "Macbeth" aus 1865 und nicht die Urfassung aus dem Jahr 1847 dirigieren. "Wir haben uns bewusst für die zweite Fassung entschieden. Sie ist einfach moderner, mutiger, härter und weniger geschönt als die Urfassung. Verdi lässt es da mitunter ordentlich krachen." Lachend: "Außerdem bin ich Franzose und muss daher ja diese Pariser Version viel lieber haben." Auf das damals obligatorische Ballett hat Altinoglu aber verzichtet, denn "das würde das Geschehen nur aufhalten. Ich denke, Verdi hätte nichts dagegen gehabt, immerhin war er selbst ein echter Theater-Pragmatiker."

Besser als sehr gut

Über die Zusammenarbeit mit dem Staatsopernorchester ist Altinoglu "mehr als glücklich". "Es gibt an vielen Opernhäusern sehr, sehr gute Orchester. Aber das Wiener Orchester ist vielleicht noch ein bisschen besser als sehr, sehr gut." Kein Wunder also, dass Altinoglu der Staatsoper auch in Zukunft die Treue halten wird. Aber: "Ich werde meine Gastspieltätigkeit vor allem in den USA und in Asien sehr reduzieren, denn ich möchte für das Monnaie wirklich da sein."

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Und welche Pläne hat der glückliche Familienvater für das von Peter de Caluwe geleitete Haus? "De Caluwe ist einer der modernsten Operndirektoren und setzt auch szenisch auf neue Zugänge, auf Innovationen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass Brüssel noch besser, noch interessanter noch aufregender wird, als es jetzt schon ist."

Altinoglu weiter: "Die Chemie zwischen dem dortigen Orchester und mir hat – wie in Wien – von Anfang an gestimmt. Die Musiker sind offen für jede Form von Musik. Was die Werke betrifft, so entscheiden Peter de Caluwe und ich gemeinsam, was auf den Spielplan kommt. Und jeder weiß, dass ich auch ein Freund der zeitgenössischen Musik bin. Denn Oper heißt nicht Stillstand, sie ist kein Museum. Im Gegenteil: Oper muss immer in Bewegung bleiben und Schritte nach vorne machen. Dann wird auch das Publikum nie ausbleiben."

Info zur Produktion

Dirigent: Alain Altinoglu (Bild). Regie: Christian Räth. Ausstattung: Gary McCann. Mit George Petean (Macbeth), Tatiana Serjan (Lady Macbeth), Ferruccio Furlanetto (Banquo), Jorge de Leon (Macduff). Termine: 4., 7., 10., 13., 17., 21. Oktober.