Kultur

Dieser Abschied fällt schwer

Es war ein mitreißender, großartiger Auftritt, den die französischen Balkan-Jazzer Bratsch am Dienstag im Rahmen des Akkordeonfestivals im Metropol hinlegten.

Am Ende hielt es niemanden mehr auf den Sitzen, das Metropol tanzte und bebte vor Begeisterung – und Rührung: Denn in Wien wird man die fünf Franzosen in dieser Formation nicht mehr sehen. Nach 41 Jahren sind die Weltmusiker nun auf Abschiedstournee. Mit Jahresende beenden sie ihr Band-Projekt, wie Gründer Bruno Girard zuletzt im KURIER-Gespräch erzählte. Die Wandermusikanten wollten sesshaft werden und sich eigenen Projekten widmen. Zuvor aber will man sich ein letztes Mal ordentlich austoben.

Zweieinhalb Stunden spielte sich das Quintett aus Gitarre, Violine, Klarinette, Kontrabass und Akkordeon durch sein Repertoire und stellte klar, warum Bratsch als eine der besten Livebands ihres Genres gelten.

Sie beherrschen russische, osteuropäische, jiddische, süditalienische, griechische und französische Rhythmen und Melodien, die ins Gemüt und in die Beine zugleich fahren. Bratsch haben Balkan, Klezmer und Jazz schon miteinander vermischt, als es das Wort "Weltmusik" noch gar nicht gab.

Weiterwandern

Wie in sich versunken wirkt Dan Gharibian an der Gitarre, neben ihm Bandgründer Bruno Girard an der Geige und sein Sohn Théo am Bass. Immer wieder gibt es heftigen Zwischenapplaus, auch für François Castiellos mitreißendes Akkordeon und Nano Peylets betörende Klarinette. Und wenn die fünf miteinander gealterten Männer dann zusammen von Liebe und Einsamkeit, von Freiheit und Gleichheit und dem ewigen Weiterwandern singen, ist das so unfassbar schön, und wirkt zugleich wie aus der Zeit gefallen – dass einem nur ein Wort dazu einfällt: Herzausreißer.

Der Abschied von Bratsch ist den Wienern sichtlich schwer gefallen: Mehrmals holten sie das Quintett zurück auf die Bühne, bevor endgültig Schluss war. Zurück bliebt immerhin das letzte Album "Brut De Bratsch" – eine Anthologie aus vierzig Jahren Bandgeschichte, aus Altem, Neuem und Wiedergehörtem.

Info: Das Akkordeonfestival läuft noch bis 22. 3. Tipp: Balkan Tango Vibes und Orges & The Ockus-Rockus Band am 15.3. im Haus der Begegnung Floridsdorf.