Kultur

Die Schatten der Vergangenheit werfen einen grauen Regenbogen

Das Projekt, ein Denkmal für die Männer und Frauen zu errichten, „die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden“, wird laut der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler schon „lang verfolgt“. Auch vom Pech: Ursprünglich war der Morzinplatz, wo sich (im Hotel Metropole) das Gestapo-Hauptquartier befunden hatte, als Standort vorgesehen.

Der Siegerentwurf 2006 war aber technisch nicht realisierbar, es folgten temporäre Installationen. 2019 definierte man den Resselpark als Standort und lobte einen neuen Wettbewerb aus. Der Sieger, Marc Quinn, zog seinen Entwurf aber im Sommer 2021 zurück. KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) und die Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt) machten sich ein weiteres Mal auf die Suche. Aus 83 Einreichungen wurden acht zur Weiterbearbeitung eingeladen.

Nun, am Mittwoch, stellte Kaup-Hasler zusammen mit Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) den Siegerentwurf vor. Er nennt sich „Arcus (Schatten eines Regenbogens)“ und stammt vom deutschen Team Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz.

 

Ein Regenbogen als optisches Phänomen kann eigentlich keinen Schatten werfen. Jener, der auf einer elliptischen Plattform im Resselpark errichtet werden wird, besteht aber aus fünf halbkreisförmig gebogenen, in Grautönen lackierten Stahlrohren. Sie verweisen auf die Regenbogenfarben als Symbol der LGBTIQ-Bewegung und rücken Trauer und Gedenken in den Vordergrund.

Das Denkmal werde sieben Meter lang, drei Meter hoch und „sehr mächtig“ sein. Der Entwurf habe, so der Jury-Vorsitzende Hannes Sulzenbacher, „mit Leichtigkeit und Eleganz“ überzeugt, er sei auf den ersten Blick verständlich, gleichzeitig vielschichtig und ausdrucksstark. Als Budget stehen für Wettbewerb und Realisierung 300.000 Euro zur Verfügung.

Bei den in der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen handelt es sich – wie bei den Deserteuren, denen das „Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz“ auf dem Ballhausplatz gewidmet ist – um eine vergleichsweise kleinere Opfergruppe. Kein Denkmal gibt es bis dato u. a. für die verfolgten Roma und Sinti.