Kultur

Starbesetzung mit hohem Glamourfaktor

Es ist die letzte Premiere einer für das Burgtheater katastrophalen Spielzeit: 2013/’14 wird nicht wegen der Inszenierungen in Erinnerung bleiben. Was schade ist: Matthias Hartmanns Projekt mit Schoah-Überlebenden ("Die letzten Zeugen") war großartig, Andrea Breths "Hamlet" nicht minder, außerdem gab es einen gewagt harten "Lumpazivagabundus" von Hartmann und einen musealen, aber prunkvollen "König Lear" von Peter Stein mit Klaus Maria Brandauer.

Dennoch wird man sich an die abgelaufene Spielzeit als jene erinnern, in welcher der Direktor und zuvor seine Stellvertreterin fristlos entlassen wurden, in welcher in der Bilanz ein Minus von bis zu 20 Millionen Euro steht und in der eine finanzielle Schlamperei bekannt wurde, die mit dem Wort "dolos" (hinterhältig) nur unzureichend beschrieben ist. Ob Hartmann an diesem System Mitschuld trägt oder um Aufklärung bemüht war und deshalb unbequem wurde, müssen die Gerichte klären.

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Theater

Theater gespielt wird am Burgtheater auch noch, und zwar trotz Verunsicherung des Ensembles auf zumeist höchstem Niveau. Mit Anton Tschechows "Die Möwe" hat am Samstag die letzte große Produktion dieser Spielzeit Premiere. Einer Spielzeit, die Matthias Hartmanns letzte und gleichzeitig Karin Bergmanns erste war.

Die Besetzungsliste zeigt den hohen Glamourfaktor, den die Burg nach wie vor bieten kann: Michael Maertens spielt den Trigorin, Christiane von Poelnitz die Arkadina. Auch die "Jungen" sind erstklassig besetzt: Aenne Schwarz als Nina, Daniel Sträßer als Kostja. In weiteren Rollen: Ignaz Kirchner (Sorin), Johann Adam Oest (Gutsverwalter), Barbara Petritsch (seine Frau), Mavie Hörbiger (Mascha), Martin Reinke (Arzt) und Peter Knaack (Lehrer). Besser kann man dieses Stück kaum besetzen.

Regie führt Jan Bosse, der am Burgtheater zuletzt "Der Ignorant und der Wahnsinnige" in Szene setzte. Seine gemeinsam mit Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner erstellte "Robinson Crusoe"-Fassung gilt bereits als legendär.

Tschechows abgrundtief traurige "Komödie" – gezeigt werden zwei Generationen von Künstlern, einander im Vernichtungskampf innig verbunden – war bei der Uraufführung ein Flop, ist aber heute eines der erfolgreichsten Stücke überhaupt.