Der Bildhauer der Farbe, der in den Stadtraum drängte
Von Michael Huber
Er habe einen "Farbwahn", soll der Bildhauer Fritz Wotruba über seinen einstigen Schüler und zeitweiligen Assistenten Roland Goeschl gesagt haben: Dass dieser, nachdem er lange Zeit das Menschenbild des Meisters studiert und kopiert hatte, plötzlich rote, blaue und gelbe Farbbahnen über seine Objekte zog, war Anfang der 1960er-Jahre ein echter Traditionsbruch.
Goeschls farbiger Signatur-Stil ist heute auch den meisten Österreicherinnen und Österreichern bekannt, die sich sonst nur rudimentär mit Kunst befassen: Der in Salzburg geborene Künstler "erwischte" sie mit Arbeiten im öffentlichen Raum, etwa an der TU Wien, oder mit den legendären "Humanic"-Werbespots, für die er etwa einen Riesenberg aus farbigen Klötzen in die Luft sprengte oder diese zur "Umweltschutzmauer" stapeln ließ.
Tod zu Weihnachten
Als Goeschl am Weihnachtstag des Vorjahres 84-jährig starb, war das Echo überschaubar: Es lag am Salzburger Museum der Moderne (MdM) und an der mit dem Nachlass betrauten Wiener Galerie ZSart, die Erinnerung in Form zweier Ausstellungen zu pflegen.
Bei ZS art scheinen die Besucherinnen und Besucher dagegen beinahe ins Atelier des Künstlers eingeladen zu sein: Neben einigen raumgreifenden Skulpturen wagt man hier den Blick zurück auf das oft in klassischem Bronzeguss ausgeführte Frühwerk und zeichnet die Entwicklung hin zur Farbigkeit nach. Diese erschöpfte sich allerdings nie im bloßen Bemalen von Formen: Skulptur und Farbgebung standen im Dialog, teils auch im Widerspruch.
Formfindungen
INFO:Die Ausstellung im Rupertinum Salzburg läuft bis 16.7., jene bei ZS art, Westbahnstraße 27–29, 1070 Wien, bis 28.7.