Kultur

"Curated by" bringt algorithmische Komik und abgründige Clownerie

Es ist dezidiert ein Kunstfestival, und doch ist es heuer vom Geist des Theaters und des Zirkus durchweht.

„Curated by“, getragen von 24 Wiener Galerien, hat sich nämlich das Thema „Comedy“ verpasst. Geladene Kuratoren, so das Konzept, folgen diesem bei der Ausstellungsgestaltung mehr oder weniger streng.

Nach einem Jahr der Absurditäten und Zumutungen ist ein befreiendes Lachen jedenfalls ein gutes Hilfsmittel, wobei es in den Händen von Künstlerinnen und Künstlern natürlich umgehend durch den kritischen Fleischwolf gedreht wird: Etwa in einem Video von Melanie Jame Wolf in der Galerie Sophie Tappeiner:

Die Künstlerin, als Stand-up-Comedian und Pierrot verkleidet, erinnert daran, dass Humor oft als Ausrede gebraucht wird – von Populisten, die dann alles nicht ernst gemeint haben wollen. Humor brauche also Ethik.

Alle Inhalte anzeigen

Zugleich ermöglicht die Komödie und der Karneval jene „verkehrte Welt“, in der übliche Ordnungen ausgeschaltet sind und Abgründiges sichtbar hervortritt.

Eine famose Zusammenstellung solcher Grenzerkundungen, die das offensiv Verstörende nicht scheut, ist dem Künstler Jannis Varelas bei Krinzinger Schottenfeld gelungen: In farblich abgesetzten Räumen läuft etwa Paul McCarthys mit fäkalen Darbietungen gespicktes „Heidi“-Video neben den „Selbstporträts“ der korpulenten Finnin Iiu Susiraja, die etwa einen Trommelwirbel verursacht, indem sie im Stehen auf das Instrument uriniert. Der Künstler Jon Rafman verbiegt daneben Internet-Fundstückbilder in digitale Grotesken.

Alle Inhalte anzeigen

Dass Kunst im Digitalzeitalter nicht nur physisch fordernd, sondern auch höchst surreal sein kann, zeigt dazu die Galerie Crone am Getreidemarkt: Sie hat das Kuratieren an ein Digitalkunstwerk, die „Poetry Machine“ von David Link, ausgelagert. Auf Basis des Festival-Impulstexts und autonomen Internet-Recherchen erstellte der Algorithmus „Konzepte“, auf die dann 14 Kunstschaffende reagierten: Carola Dertnig ließ die Kreationen etwa händisch abschreiben, Eckart Hahn stellte ein an Magritte gemahnendes, sinnestäuschendes Gemälde dazu. Der Reigen der Ausstellungen, die auf geistreiche Weise Abstand zur Alltagslogik verschaffen, dauert noch bis Anfang Oktober.

Alle Inhalte anzeigen