Coronavirus: Jelinek, Brandauer, Heltau u.a. lesen "Die Pest"
Von Thomas Trenkler
Albert Camus schildert in seinem 1947 erschienen Roman "Die Pest" den Verlauf einer schrecklichen Epidemie in Oran an der algerischen Küste: Zu Beginn gibt es einige tote Ratten und ein paar harmlose Fälle einer unbekannten Krankheit, es folgt der Ausnahmezustand, die Stadt wird von der Außenwelt abschottet.
Im Kapitel 4 heißt es: "Da es sich um ein Auf-der-Stelle-Treten handelte, traten einige hunderttausend Menschen nicht enden wollende Wochen lang weiter auf der Stelle. Und während dieser ganzen Zeit ereignete sich nichts Wichtigeres als dieses ungeheure Auf-der-Stelle-Treten."
Claus Philipp, der ehemalige Leiter des Wiener Stadtkinos und Lebenspartner von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, las in den letztenTagen - wie so viele andere - den parabelhaften Roman. Er kam zur Erkenntnis, dass dieser in "fast schon dystopischer Präzision" die heutigen Entwicklungen in der Corona-Krise vorwegzunehmen scheint. Zusammen mit Thomas Gratzer, dem Leiter des Rabenhof Theaters, gebar er die Idee zu einer Marathon-Lesung von "Die Pest".
Sie wird zehn Stunden lang dauern - und am Karfreitag (10. April) ab 15 Uhr auf fm4.orf.at gestreamt. Insgesamt 120 Autoren, Schauspieler und Personen des öffentlichen Lebens beteiligen sich daran.
Zugesagt haben bis dato u. a. Ruth Beckermann, Karin Bergmann, Klaus Maria Brandauer, Arik Brauer, Ruth Brauer-Kvam, Heinz Fischer, Gerhard Haderer, Sabine Haupt, Michael Heltau, Elfriede Jelinek, Dörte Lyssewski, Christoph Krutzler, Michael Maertens, Birgit Minichmayr, Ernst Molden, Adele Neuhauser, Cornelius Obonya, Robert Palfrader, Anja F. Plaschg, Johanna Rachinger, Manuel Rubey, Markus Schleinzer, Branko Samarovski, Stefanie Sargnagel, Clemens J. Setz, Erwin Steinhauer, Marie-Luise Stockinger, Ursula Strauss, Anna Viebrock und Armin Wolf.