Kultur

Causa Stantejsky: Rätselhafte Rücküberweisungen

Die Affäre rund um die Entlassung der langjährigen Burgtheater-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky wird immer rätselhafter. Wie das Nachrichtenmagazin profil berichtet, soll auf Stantejskys Privatkonto ein fünfstelliger, aus dem Budget des Burgtheaters stammender Betrag gefunden wurden sein. Dies sei der Grund für Stantejskys Entlassung gewesen.

Stantejsky – für die die Unschuldsvermutung gilt – gab selbst keine Stellungnahme ab. Ihre Anwältin erklärte, das Geld sei ein Betrag, den Stantejsky dem Burgtheater aus ihrem Privatvermögen vorgestreckt und dann zurückerhalten habe. Niemand werfe ihrer Mandantin Bereicherungsabsicht vor.

Burgdirektor Matthias Hartmann bestätigt dies, erklärte aber im KURIER-Gespräch: „Ich darf dazu laut Anwalt nichts sagen, solange die Untersuchung läuft.“

Offenbar war die Überweisung auf Stantejskys Konto dennoch nicht klar genug zu erklären – sonst hätte Hartmann Stantejsky nicht suspendieren und später entlassen müssen. profil äußert den Vorwurf, Hartmann müsse von diesen „Unregelmäßigkeiten“ gewusst haben – schließlich müsse er jede Überweisung ab 10.000 Euro mitunterzeichnen. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass Hartmann entsprechende Überweisungen gar nicht erst vorgelegt wurden. Oder auch, dass die Summe auf kleinere Beträge aufgeteilt wurde. Hartmann wollte auch dazu keine weitere Stellungnahme abgeben.

profil stellt zudem (ohne Quellenangabe) alarmierend klingende Zahlen in den Raum: So soll dem Burgtheater in der laufenden Spielzeit ein Defizit von zehn bis zwölf Millionen Euro drohen. Hartmann sagt gegenüber dem KURIER dazu: „Der neue Geschäftsführer und ein externer Unternehmensprüfer rechnen das derzeit aus. Ich gehe davon aus, dass die Zahlen wesentlich besser sind.“ Er sei künstlerischer Direktor und könne nicht kaufmännische Belange „in dieser Tiefe“ durchschauen: „Ich muss mich auf die Geschäftsführung verlassen können.“

Feindschaft

Im profil kommt auch Hartmanns Vorgänger Klaus Bachler zu Wort. Dieser, Hartmann in inniger Feindschaft verbunden, sagt zu der Affäre: „Die Burg hat zwei Geschäftsführer und damit ein klares Vieraugenprinzip. Dann fährt man das Haus an den Rand der Pleite. Daraufhin entlässt ein Geschäftsführer den anderen – der zufällig die verdienteste Frau des Hauses ist. Schuld an dem Dilemma soll dann die mangelnde Subvention sein – und das in dem mit Abstand reichsten Theater der Welt.“

Hartmanns Replik: „Was wohl Bachler immer antreibt, auf seine Kollegen einzukeilen? Ich antworte darauf normalerweise nicht, hier ist es aber notwendig, weil er Äpfel mit Birnen vergleicht. Die Budgetproblematik, mit ich mich seit drei Jahren ernsthaft herumschlage, hat nichts mit der Entlassung von Silvia Stantejsky zu tun.“

Das Problem der Burg: Die Subventionen werden seit Jahren nicht an die Inflation angeglichen und so durch steigende Löhne und Preise aufgefressen.

Hartmann – „journalistische Verantwortung scheint manchmal ein Fremdwort zu sein“ – fordert Sachlichkeit: „Denn sonst bleibt, egal wie die Untersuchung ausgeht, etwas kleben, an Frau Stantejsky, am Burgtheater, an uns allen.“