Kultur

Buchbinders wunderbares Plädoyer – auch für die Moderne

Erst vergangenes Jahr hat das Musikfestival Grafenegg Matineen am Sonntag um elf Uhr vormittags eingeführt. Der Erfolg war überwältigend, und so gehen diese Veranstaltungen heuer in die zweite Saison. Wieder vor vollem Haus (man spielt Kammermusik im Auditorium), und mit Intendant Rudolf Buchbinder am Klavier.

Und es ehrt den Starpianisten Buchbinder sehr, dass er auch als Interpret eine Lanze für die zeitgenössische Musik bricht. Denn im Zentrum der ersten Matinee stand ein Werk des diesjährigen "composer in residence", des deutschen Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann, der selbst mitwirkte.

2006 wurde Widmanns "Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier" erfolgreich uraufgeführt – in Grafenegg waren es Buchbinder, Widmann, Stefan Schilli (Oboe), Bence Bogányi (Fagott) und der Hornist Radek Baborák, die das Stück zum Klingen brachten.

Klang-Kompendium

18 Miniaturen als eine Art "musikalische Wanderung", die einmal ganz klassisch daherkommt, im nächsten Moment mit allerlei Klängen spielt. Da werden auch Instrumente geklopft, da wird geatmet, gestampft und mit der Zunge geschnalzt, am Ende wird das Klavier (virtuos: Buchbinder) durch eine Celesta ersetzt. Ein Kompendium herrlicher, feiner, auch sehr humorvoller, dann brachial fordernder Klänge, das Widmanns (er ist auch ein toller Klarinettist!) kompositorische Meisterschaft eindrucksvoll illustriert.

Davor Beethovens "Gassenhauer-Trio" (mit dem guten Cellisten Georgy Goryunov; großartig hier auch Buchbinder und Widmann. Zum Finale Mozarts "Quintett für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Klavier in Es-Dur", wo alle (fabelhaften) Mitwirkenden zu Recht bejubelt wurden.

KURIER-Wertung: