Julian Schuttings Alltagsbeobachtungen: Auf vertrauten Umwegen
Von Barbara Beer
Wie hinreißend schön und wie merkwürdig zugleich die Welt im Allgemeinen, hier, die Welt in Wien doch ist. Der Dichter Julian Schutting geht durch die Stadt und schaut. Beobachtet, kommentiert. Mal liebevoll, mal zart spöttisch, niemals argwöhnisch. Macht sich Gedanken über den Sturm, dem es nicht gelungen ist, den weißen Kunststofffetzen, der wie ein langer Schal in der jungen Platane am Saarplatz hängt, zu verwehen; über die „Werbespezialisten“ der Stadt Wien, die die Laster der Müllabfuhr mit „Kehrforce“ beschriften und über die „Wehmut“, die ihn „vorm geöffneten Küchenkastel“ an einem frühen Jännertag angesichts so mancher Erinnerung beschleicht.
Julian Schuttings Alltagsbeobachtungen „Auf vertrauten Umwegen“ sind Band 2 der „Datierten Blätter“. Sie enthalten tagebuchähnliche Notizen der Jahre 2017 und 2018. So leichtfüßig sie daherkommen, so kostbar ist die darin enthaltene Wahrnehmung des um uns Liegenden. Julian Schutting stellt die Zeit langsamer.