Kultur/Buch

Helmut-Newton-Biografie: „Junie, hast du meine Strümpfe gesehen?“

Er fand schlechten Geschmack aufregender als guten. Handschellen hatte er immer dabei – für eventuelle Sadomaso-Fotos. Die moralisierende Dialektik von Gut und Böse fand er lächerlich, alles, was mit Fine Art zu tun hatte, einfach nur boring. Die Kunstwelt wolle nichts von ihm wissen? „Good luck to the world of Art.“ Helmut Newton wurde schließlich doch von der Kunstwelt anerkannt, und er genoss es.

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José Alvarez hat dem Künstlerpaar Helmut und June Newton (sie wurde als Fotografin unter dem Namen Alice Springs bekannt) eine berührende Biografie gewidmet. Sie fängt Charme und Witz Helmut Newtons, aber auch seine Verletzlichkeit ein, ebenso wie die widersprüchliche Rolle seiner „Junie“, die ihm Wege aufzeigte und dafür auf eigene verzichtete. Die ihm wesentliche Hinweise für seine Arbeit gab – und ohne die er nicht einmal seine Socken fand. Newton, stets ausnehmend höflich mit seinen Models, kultivierte sein Image als schmähführender Bad Boy. Er blieb bis zuletzt jugendlich und aufgeregt wie ein Kind. Lange vor den Selfies machte er Selbstporträts. Gerne nackt.