Kultur

Bregenz: Eine Revolution für alle Sinne

Zu unbekannt, zu wenig populär, zu wenig kommerziell sei Umberto Giordanos Oper "André Chénier", hieß es noch letztes Jahr. Doch siehe da – das Publikum der Bregenzer Festspiele hat Giordanos Meisterwerk inzwischen offenkundig ins Herz geschlossen. Denn großen und berechtigen Jubel gab es bei der Wiederaufnahme des Spiels am See.

Das liegt natürlich auch an der Inszenierung von Keith Warner und dem fabelhaften Bühnenbild von David Fielding. Dieser ließ sich von Jacques-Louis Davids Gemälde "Der Tod des Marat" inspirieren und stellte dieses Bild in den Bodensee.

Dazu gibt es jede Menge Action, alles dreht sich, lässt sich öffnen, die halbe Französische Revolution läuft in gigantischen, aber auch sehr poetischen Bildern ab.

Großartiger Ton

Hervorragend auch die stilgetreuen, Kostüme (Constance Hoffman) sowie die Choreografie von Lynne Page und das Lichtdesign von Davy Cunningham. Vor allem aber: Bregenz hat – im Vergleich zu anderen Open-Air-Anbietern – eine exzellente Tonanlage, bei der auch die Sänger, das Orchester und somit Giordanos Musik bestens zur Geltung kommen.

Und das ist im konkreten Fall auch gut so. Denn die Wiener Symphoniker liefern unter der Leitung von Dirigent Ulf Schirmer Operndramatik vom Feinsten ab, kosten aber auch die lyrischen, ja intimen Szenen schön aus. Der Prager Philharmonische Chor und der Bregenzer Festspielchor fügen sich in diese schöne Klangarchitektur stimmgewaltig ein.

Und die Solisten? Diese alternieren wie immer am Bodensee. Zumindest die Besetzung der Wiederaufnahme (bei strahlendem Nachthimmel) kann sich aber hören lassen. Allen voran der profunde, kernige, auch darstellerisch in jeder Phase glaubhafte Carlo Gerard des Bariton John Lundgren. Er ist diesem Chénier ein exzellenter Widerpart.

Als unglücklicher Dichter Chénier, der in den Wirren der Revolution letztlich ums Leben kommt überzeugt Hector Sandoval mit prachtvoller Höhe und all den geforderten Spitzentönen.

Seine Maddalena ist die Sopranistin Tatiana Serjan, die nicht nur in ihrer berühmten Arie "La mamma morta" glänzt. Die Nebenrollen sind zwischen sehr gut und adäquat besetzt. Herausragend agieren Rosalind Plowright als Gräfin di Coigny und Peter Marsh als Spitzel. Krysty Swann gibt eine solide Bersi.

Ein besonderes Kompliment aber verdienen sich die Akrobaten. Sie sorgen über, auf und im See für jene Prise Entertainment, die das Spiel am See auch immer wieder auszeichnet. 2013 kommt Mozarts "Zauberflöte".

KURIER-Wertung: ***** von *****

Fazit: Ein großes Spektakel am See

Werk
Umberto Giordanos "André Chénier", 1896 uraufgeführt, ist heuer zum zweiten Mal in Bregenz zu sehen. Es geht um die aufgrund der Französischen Revolution tragisch endende Liebesgeschichte zwischen dem Dichter Chenier und der Adeligen Maddalena.

Umsetzung
Regisseur Keith Warner und sein Bühnenbildner David Fielding haben ganze Arbeit geleistet. Ein Spektakel, das aber nie platt wirkt.

Musik
Die Sänger alternieren. Gut die Wiener Symphoniker.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hintergrund

  • Kommentar

  • Hauptartikel