Kultur

"Blue Moon" - eine Hommage an Billie Holiday

Ein Leben zwischen Carnegie Hall und Gefängnis, zwischen Rampenlicht und Bordell, zwischen großen Triumphen und rassistischen Anfeindungen, zwischen Höhenflügen und Abstürzen – Billie Holiday hat wenig ausgelassen. Und die farbige Sängerin (1915 – 1959) hat Musikgeschichte geschrieben, gilt heute noch als absolute Ikone des Jazzgesangs.

In den Wiener Kammerspielen steht Holiday ab heute, Donnerstag, wieder auf der Bühne. In Gestalt von Sona MacDonald und in der Inszenierung von Torsten Fischer, der unter dem Titel "Blue Moon" gemeinsam mit Ko-Autor Herbert Schäfer diese Hommage an Billie Holiday auch kreiert hat.

Gemälde mit Musik

"Wir wollten ein Gemälde mit Musik erschaffen", so Fischer im KURIER-Gespräch. "Es ging uns nicht darum, ein Biopic zu machen, sondern Schlaglichter auf das Leben und die Musik dieser einzigartigen Künstlerin zu werfen. Dabei haben wir uns auch an Holidays eigener Biografie ,Lady sings the Blues‘ orientiert, auch wenn sie da ihr Leben ganz bewusst verfälscht hat. Wichtig sind aber auch die insgesamt 20 Songs, die als Annäherung an das Phänomen Holiday dienen", so Fischer, der etwa im Theater an der Wien auch als Opernregisseur große Erfolge verbuchen konnte.

Warum aber ausgerechnet Billie Holiday? "Ganz einfach: Wenn Sie mich fragen, wer für mich die drei größten Sängerinnen aller Zeiten waren, ist die Antwort ganz einfach: Maria Callas, Edith Piaf und eben Billie Holiday. Alle drei eint, dass sie kompromisslos ihren Weg gegangen sind, bis hin zur Selbstzerstörung." Die lag bei Holiday auch an ihrem extremen Alkohol- und Drogenkonsum. Fischer, der vor seiner Bühnenkarriere als Betreuer jugendlicher drogenabhängiger Strafgefangener tätig war: "Ich kann jeden verstehen, der in einer Welt wie dieser, die ich selbst nicht mehr kapiere, sich mit Drogen betäubt. Aber man zahlt einen sehr hohen Preis dafür."

Und wie hält es Fischer mit dem so genannten Blackfacing, das in den USA inzwischen verpönt ist? "Ich finde das albern, wenn die New Yorker MET deshalb einen weißen Otello zeigt. Rassismus hat nichts mit Kunst zu tun, sondern ist leider in den Köpfen mancher Menschen verankert. Da muss man ansetzen und dagegensteuern. Sona ist als Billie Holiday bei uns selbstverständlich ein wenig ,geschwärzt‘, das verlangt ihre Geschichte einfach."

Und welche Geschichten erzählt Fischer als Regisseur nach "Blue Moon"? "In Wien inszeniere ich in der Josefstadt als Nächstes ,Die kleinen Füchse‘ von Lillian Hellman, das im April Premiere hat. Und im Theater an der Wien werde ich nächste Saison wieder eine Oper machen. Aber wenn wir schon bei Legenden sind: Mit Piaf und Holiday habe mich dann schon beschäftigt. Es würde mich daher reizen, Terrence McNallys Callas-Stück ,Meisterklasse‘ wie eine echte Meisterklasse zu inszenieren."