Kultur

Biennale Venedig: Jürgenssen und Kogelnik in der Hauptausstellung

213 Künstlerinnen und Künstler, davon 180 Biennale-Neulinge. 1433 Kunstwerke. 80 Projekte, die speziell für die Schau in Auftrag gegeben wurden: Das sind die Eckdaten der "Internationalen Ausstellung", die im zentralen Pavillon und dem Arsenal der Venedig-Biennale von 23. April bis 27. November der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Die Ausstellung bildet traditionell das konzeptionelle Rückgrat der Biennale. Die Beiträge oder einzelnen Länder können sich am Grundkonzept orientieren, müssen das aber nicht. In jedem Fall gilt die kuratierte Schau stets auch als Statement zur Lage der (Kunst-)Welt.
 

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Am Mittwoch gaben Kuratorin Cecilia Alemani und Biennale-Präsident Roberto Cicutto Details bekannt - darunter die mit Spannung erwartete Liste der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in der Hauptausstellung, die den Titel "The Milk of Dreams" trägt. Eine solche Beteiligung gilt oft als Ritterschlag - auch der "Goldene Löwe" wird aus diesem Pool ermittelt - und wird auch vom Kunstmarkt weidlich zu einer Aufwertung der jeweiligen Persönlichkeit genutzt.

Zwei Österreicherinnen stechen in Alemanis Auswahl hervor: Es sind dies Birgit Jürgenssen (1949 - 2003), deren vielfältiges Werk zuletzt im Rahmen der "Feministischen Avantgarde" rezipiert wurde, und Kiki Kogelnik (1935 - 1997), Pionierin der Pop-Art und einem breiten Publikum durch ihre (in Murano angefertigten) Glasköpfe bekannt.

Rosa, Rosae, Rosam...

Die weiteren Namen mit Österreich-Bezug, die in Alemanis Auswahl aufscheinen, muss auch der Kunstkritiker googeln: So ist Rosa Rosà, eine Schriftstellerin und Multi-Artistin aus dem Kreis der italienischen Futuristen, mit von der Partie. Die Künstlerin - sie schuf Literatur, aber auch Bilder und Keramik - wurde 1884 als Edith von Haynau in Wien geboren und ging nach ihrer Hochzeit 1908 nach Rom, wo sie 1978 starb. 

Ebenfalls nicht unbedingt für schnelles Namedropping in Österreich geeignet ist Mirella Bentivoglio, die 1922 als Tochter italienischer Eltern in Klagenfurt zur Welt kam und sich später als konkrete Poetin profilierte. Sie starb 2017 in Rom.

Da diese Österreicherinnen alle nicht mehr auf Erden weilen, können sie auch nicht gemeint sein, wenn Alemani schreibt, dass sich ihr Konzept für "The Milk of Dreams" in "vielen Gesprächen mit Kunstschaffenden im Lauf der vergangenen Jahre" entwickelt habe. Wohl aber dürften sie etwas zu dem Problemfeld zu sagen haben, das sich der Kuratorin auftat: "Wie ändert sich die Definition des Menschen? Was definiert Leben, was unterscheidet Pflanze und Tier, Mensch und Nicht-Mensch? Was ist unsere Verantwortlichkeit gegenüber dem Planeten, den Menschen und anderen Lebewesen? Und wie sähe das Leben ohne uns aus?" Dies seien leitende Fragen der heurigen Biennale, so Alemani.