Kultur

Berlinale: Wüsten-Epos mit Nicole Kidman

Die Berlinale schickt starke Frauen in die Wüste. Währen sich im Eröffnungsfilm Juliette Binoche durch die Eiswüste der Antarktis kämpfte, schlägt sich Nicole Kidman durch arabische Sandwüsten: In dem formidablen, durchwegs unterhaltsamen Wettbewerbsfilm "Queen of the Desert" von Werner Herzog.

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"Ich hielt mich eigentlich immer für einen Männerregisseur", verkündete die deutsche Regie-Legende anlässlich einer brechend vollen Pressekonferenz, bei der es fast zu einer Schlägerei kam: ",Fitzcarraldo‘, ,Aguirre, der Zorn Gottes‘ oder Kasper Hauser ... ich bin froh, dass ich jetzt auch einen Film mit einer weiblichen Hauptdarstellerin gemacht habe. Das hätte ich schon früher tun sollen."

Besser spät, als nie: In "Queen of the Desert" erzählt Herzog, der Männerregisseur, die Geschichte der britischen Forschungsreisenden Gertrude Bell, die als Schriftstellerin und Archäologin durch die Wüste reiste und mit ihrer Expertise maßgeblich an der politischen Neuordnung des Nahen Ostens 1920 beteiligt war.

"Jeder kennt ,Lawrence von Arabien‘, niemand kennt Gertrude Bell", beklagt sich Nicole Kidman im Pressegespräch – und tatsächlich versucht Herzog eine Art weibliches Pendant zu dem weltberühmten Epos "Lawrence von Arabien" zu schaffen. Dass ausgerechnet Robert Pattinson mit Arabertuch auf dem Kopf als Lawrence von Arabien in einer Nebenrolle auftrat, ließ das Publikum in frohes Gelächter ausbrechen.

Geier

Auch sonst hielt sich Herzog schadlos an seinen Stars. Neben Nicole Kidman als Gertrude Bell spielen James Franco und Damian Lewis (Serienheld aus "Homeland") ihre unglücklichen Liebhaber. Herzog schwelgt in epischen Wüstenlandschaften und überstrapaziert ein riesiges Streichorchester auf seinem Soundtrack. Vieles in "Queen of the Desert" sieht für Herzog-Verhältnisse relativ konventionell aus, doch schafft er es immer wieder, kleine Irritationen und Verrücktheiten einzubauen. So brüllen die Dromedare, auf denen die kleine Karawane von Gertrude Bell durch die Wüste zieht, wie die Wahnsinnigen gegen die Geigenmusik an. Auch eine Kussszene sorgt für Überraschungen: James Franco und Nicole Kidman besteigen einen Holzturm mitten in der Wüste und wollen sich dort romantisch in die Arme sinken – da springt plötzlich ein Geier ins Bild und sprengt das Pärchen auseinander.

"Ich dachte ja, die Geier-Szene steht im Drehbuch und wird mit einem Tiertrainer gedreht", muss James Franco noch im Nachhinein über seine eigene Naivität lachen. Tatsächlich hatte Herzog den Vogel unterwegs zufällig aufgegriffen und spontan in die Szene eingebaut. Von Tiertrainer keine Rede, prompt schnappte der Geier nach Frau Kidman – und schaffte damit eine wunderbare Werner-Herzog-Szene.