Kultur

Berlinale: Auch mit Stars kann es ziemlich langweilig werden

Im Vergleich zu den großen Filmfestivalkonkurrenten Cannes und Venedig, ist die Berlinale verhältnismäßig unglamourös. Zwar schwoll sie in der Ära des Ex-Direktors Dieter Kosslick zu einem Großereignis mit vielen Filmen und – wenn möglich – vielen Star-Besuchen an. Doch im Licht von Cannes und Venedig ist Berlins Glamour-Faktor niedrig.

Immerhin folgt unter der neuen künstlerischen Leitung von Carlo Chatrian dem Eröffnungs-Stargast der Berlinale, Sigourney Weaver, niemand Geringerer als Johnny Depp auf dem roten Teppich. Der „Fluch der Karibik“-Schauspieler präsentierte in der Schiene „Berlinale Special“ das Drama „Minamata“ und bezeichnete es bei dieser Gelegenheit als eine der wichtigsten Arbeiten seiner Karriere. Die Geschichte, die er „erzählen musste“, beruht auf wahren Ereignissen und rekapituliert die Massenvergiftung einer japanischen Kleinstand mit Quecksilber. Ein skrupelloser Konzern leitet Gifte in die Gewässer und nimmt die resultierenden, schrecklichen Erkrankungen der umliegenden Bevölkerung wissentlich in Kauf.

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Struwelpeter

Nun ist es immer interessant, die Karriere-Moves so glanzvoller Schauspieler wie Johnny Depp zu beobachten. Doch seine Rolle als gefeierter Fotograf W. Eugene Smith, der für „Life“-Magazin sensationelle Bilder abliefert, klingt auf dem Papier spannender als sie tatsächlich ist. Depp spielt Eugene Smith im Jahr 1971, als dieser versoffen auf seiner Couch herum liegt und kaum noch arbeitet. Eine junge Japanerin überredet ihn, mit ihr nach Minamata zu reisen und dort Fotos von den erkrankten Menschen zu machen.

Depp als graubärtiger Alkoholiker mit Struwelpeter-Frisur sieht bestenfalls kurios aus, richtig profilieren kann er sich nicht. Dazu ist die Story zu vordergründig erzählt – und sogar mit einem Star wie Johnny Depp von ergreifender Langeweile.

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